Zicke by Sara Zarr

Zicke by Sara Zarr

Autor:Sara Zarr
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2011-08-12T09:45:42+00:00


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7

Früh am nächsten Morgen fuhr Mom Darren zum Supermarkt runter, um den Wagen zu holen. Stacy hatte einen Zettel im Auto hinterlassen:

Macht euch keine Sorgen um mich. Sorry.

Nichts darüber, wo sie steckte, warum sie fort war und ob sie zurückkäme. Mom und Darren meldeten sich krank, aber Dad sagte, er könne es sich nicht leisten, einen Tag zu fehlen, nur um Stacy hinterherzujagen. »Die kommt bestimmt wieder. Die will nur auf sich aufmerksam machen.«

Darren antwortete nicht, aber ich sah, wie seine Hand sich um Aprils Fläschchen klammerte.

»Was ist das für eine Mutter, die ihr Baby verlässt?«, fuhr Dad fort und blickte in der Küche umher, ob ihm jemand zustimmte.

»Ich will mir das nicht anhören, Dad«, knurrte Darren.

Ausnahmsweise sagte Dad nichts mehr und ließ Darren in Ruhe. Nicht, dass er sich erboten hätte zu helfen oder etwas Hilfreiches beigesteuert hätte, aber wenigstens hielt er den Mund und ging zur Arbeit.

Mom schenkte Darren, der am Tisch saß und April in den Armen wiegte, eine Tasse Kaffee ein. »Wir bleiben einfach am Telefon. Ich wette, sie wird sich bald melden.« Mit der Hand berührte sie kurz Darrens Kopf – auf eine Art, wie ich es seit Langem nicht mehr gesehen hatte. »Stacy musste wohl einfach mal eine kleine Auszeit nehmen.« Wie üblich weigerte sich Mom, die Situation wirklich zur Kenntnis zu nehmen, und glaubte stattdessen lieber, auf irgendwie magische Weise würde sich alles in Wohlgefallen auflösen.

»Mom«, sagte Darren leise. »Wenn es so wäre, hätte sie es mir nur zu sagen brauchen. Sie weiß das.«

»Nun ja. Man weiß nie. Die Hormone können eine junge Mutter verrückt machen …«

Darren stand mit April auf und verließ die Küche.

Ich folgte ihm in mein Zimmer. »Was willst du jetzt machen?«, fragte ich. Er legte April bäuchlings auf mein Bett, steckte die Hände tief in die Hosentaschen und blickte unverwandt zu Boden.

»Ich weiß nicht.« Die Stimme brach, seine Schultern begannen zu zittern, und dann stand er einfach mitten im Zimmer und weinte, bemüht leise, mein großer Bruder, der mit allem fertig werden konnte. April hörte auf, eigene Laute von sich zu geben, und hob ihr Köpfchen, so gut sie konnte, um Darren anzusehen. Weder sie noch ich hatten ihn je weinen sehen. Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Tut mir leid.«

Wenn ich eine andere Art von Schwester gewesen wäre, eine bessere, dann hätte ich ihn in die Arme genommen und gesagt, es würde alles wieder gut werden. Wenn wir nicht im Haus meiner Eltern gewesen wären, sondern in unserem eigenen, dann vielleicht hätten wir so eine Familie sein können. Aber hier waren wir dieselben alten Lamberts, die wir immer waren. Und außerdem: Soweit ich sehen konnte, würde nie mehr etwas gut werden.

***

Darren rief ein paar Mal bei Stacys Familie an, aber niemand hatte etwas von ihr gehört. Und es schien ihnen auch egal zu sein – was typisch war. Sie waren beinahe so verkorkst wie wir. Stacys Mutter wollte nichts mit April zu tun haben, weil sie der Meinung war, das Kind hätte nie auf die Welt kommen dürfen.



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