Annähernd Alex by Jenn Bennett

Annähernd Alex by Jenn Bennett

Autor:Jenn Bennett [Bennett, Jenn]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag
veröffentlicht: 2016-09-08T22:00:00+00:00


Ich bin so verdattert, dass ich erst anfange zu reden, als wir die Gold Avenue Richtung Süden hinunterrasen. Ich war noch nie so weit auf dieser Seite der Stadt und alles wirkt fremd. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich mich vielleicht erkundigen sollte, wohin wir fahren.

»Ist das der Weg zu Davy?«

»Nein«, sagt Porter wütend. Richtig wütend. Seine Armmuskeln sind angespannt, so fest umklammert er das Lenkrad. »Er wird versuchen, den Roller zu verkaufen. Er braucht Geld für Drogen.«

»Oh Gott. Warum ich? Warum meine Vespa?«

Porter antwortet nicht gleich. »Weil er sauer auf mich ist. Weil er sauer ist, dass die Party scheiße geendet hat. Weil er weiß, dass es seine Schuld war. Weil ihm tief im Inneren klar ist, dass er ein Loser ist, aber er hat noch nicht den Tiefpunkt erreicht, deswegen macht er weiter, bis er entweder tot ist oder im Knast landet.«

Ich warte ein paar Sekunden und überlege, wie ich es ausdrücken soll, dann gebe ich es auf und frage einfach: »Und was hat das mit mir und meinem Roller zu tun?«

»Ach«, sagt Porter, es ist fast ein Seufzer, irgendwo zwischen verärgert und schuldbewusst. »Ich war heute vor der Arbeit bei ihm und wir hatten einen Riesenkrach. Irgendwie hat er sich in seinen blöden Dickschädel gesetzt, dass du …« Jetzt seufzt er – einen richtigen Seufzer, leise und lang. »Okay, stell es dir so vor. Er hat den Verstand eines Kleinkindes, und da er glaubt, ich hätte ein glänzendes neues Spielzeug, und das Spielzeug bist du – nicht dass du ein Spielzeug wärst! Mann, ich wusste, dass der Vergleich in die Hose geht.«

»Mensch, du redest dich ja gerade um Kopf und Kragen.«

»Also, er denkt, ich mag dich, deshalb will er dich. Und heute habe ich ihm gesagt, dass ich, wenn er dich noch mal belästigt oder eine Knarre in deine Nähe bringt, seine Scheißhütte abfackeln werde.«

Hui. So was hört man auch nicht jeden Tag.

»Und weil er eine Ratte ist, rächt er sich jetzt auf diese Art. Weil er dich nicht haben kann, wird er destruktiv – klaut zum Beispiel dein Zeug und verkauft es, damit er sich zuballern und vergessen kann, wie zerstört er ist. Er ist ein Depp und das ist genau seine Nummer.«

»Oje.«

»Ja«, sagt er sanfter, plötzlich klingt er nicht mehr so wütend. »Es ist also mehr oder weniger meine Schuld, und es tut mir leid, Bailey.«

Ich blicke auf meine Füße und stelle die Spitzen meiner Ballerinas an den Rand der Fußmatte. »Davy denkt, du magst mich, oder magst du mich wirklich?« Gestern Abend im Garten scheint schon ewig her zu sein.

Porter wirft mir einen Seitenblick zu. In seinem Blick liegt Wachsamkeit, er scheint nicht sicher, ob ich ihn nur aufziehen will. Aber sein Mundwinkel bewegt sich nach oben, ganz leicht. »Beides?«

»Beides«, wiederhole ich leise, mehr als zufrieden mit der Antwort. »Ich glaube, jetzt verstehe ich es.«

»Also …«, sagt er. »Die wirkliche Frage ist dann vermutlich: Wie sehr möchtest du mir gerade den Hals umdrehen für das, was passiert ist? A) Nicht so sehr. B) Sehr.



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