Britt-Mari erleichtert ihr Herz by Lindgren Astrid

Britt-Mari erleichtert ihr Herz by Lindgren Astrid

Autor:Lindgren, Astrid [Lindgren, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Britt-Mari

22. Dezember

Liebe Kajsa!

Nimm ein Liter Milch, zwei Eßlöffel Zucker, drei Eßlöffel Maizena sowie drei Eier und rühre alles in einem Topf auf der Flamme gut durch. Was, glaubst Du, wird das geben? Im Kochbuch steht: Maizenacreme, aber dahin brachte ich es nicht. Es wurde etwas, das man als Kleister bezeichnen konnte, fand ich. Jedenfalls weigerte sich die Familie, es als Nachtisch anzuerkennen, alle, außer Jerker, der mit den Schweinen gemein hat, daß er Allesfresser ist.

Natürlich ist das bitter. Da kommt man nach Schulschluß nach Hause und wirft sich mit seinem ganzen jugendlichen Enthusiasmus und aufgekrempelten Ärmeln in die Hausarbeit, und was ist das Resultat? Kleister! Außerdem Hohn und Spott von den nächsten Angehörigen, besonders von Svante.

»Woher hast du das Rezept?« fragte er, als er den Kleister probiert hatte.

»Ich habe es aus dem Kochbuch genommen, wenn du es wissen willst«, antwortete ich wütend.

»Gut!« sagte er. »Gut, daß du es herausgenommen hast. Es hätte nie darin stehen sollen.«

Und als ich mich nachher anbot, Majken beim Pfefferkuchenbacken zu helfen, sagte Svante:

»Lade die Verantwortung nicht auf dich, Majken. Laß sie lieber Tassen abwaschen oder Holz tragen. Denn sonst süßt sie noch die Pfefferkuchen mit Arsenik.«

»Aha«, sagte ich, »der Herr Sattel glaubt wohl, daß die Grafen gepferdet sind. Aber du kannst beruhigt sein. Für dich lege ich kein Geld in Arsenik an. Es wird billiger, dich direkt totzuschlagen.«

Damit gab ich ihm meinen berühmten rechten Haken. Aber die Hoffnung, ihn dadurch etwas zu dämpfen, wurde enttäuscht — er lachte nur. Und da fand ich, es sei am besten, mitzulachen.

»Hört auf, euch zu prügeln, Kinder«, sagte Majken.

Sie geht umher wie ein General während einer großen Schlacht, und bevor wir blinzeln können, hat sie Arbeit für uns. Svante und Jerker sollen Holz hereinholen, daß es für die ganzen Feiertage reicht, und ich backe Pfefferkuchen. Monika klatscht an einem eigenen kleinen Stück Pfefferkuchenteig herum, und es gelingt ihr, Kuchen von den allerseltsamsten Formen hervorzuzaubern. Alida bäckt Weißbrot und Safranbrot und gewaltige Mengen Kleingebäck. Majken stellt den Speisezettel für die Feiertage zusammen und bestellt so viele Lebensmittel, daß man glauben könnte, sie hätte die Absicht, den ganzen Bezirk zu beköstigen.

Mama kauft Weihnachtsgeschenke ein, die sie am nächsten Tag umtauscht, und Papa — liest.

Das Großreinemachen ist beendet, nur am Tag vor Weihnachten werden wir hier und dort ein wenig »kleinputzen«. Die Weihnachtswürste sind fertig, die Sülze ist steif, und vom Fleischer ist der Schinken eingetroffen. Von uns aus kann es also beginnen. Die Sirupbonbons haben wir neulich abends gekocht, und ich finde, das ist die netteste aller Weihnachtsvorbereitungen. Wir versammeln uns dazu alle in der Küche — auch Mama und Papa. Papas Aufgabe besteht darin, uns mit Vorlesen zu unterhalten, Monikas, uns vor den Füßen umherzulaufen. Jedesmal, wenn sie in der Nähe des Herdes auftaucht, schlägt einem das Herz bis zum Halse hinauf. Jerker hält es für seine Aufgabe, die heißen Sirupbonbons zu kosten. Das macht er regelmäßig jedes Jahr, und jedesmal steigt derselbe wilde Schrei zur Decke hinauf. Und da wird gesagt, gebranntes Kind scheut das Feuer. Auf jeden Fall scheuen gebrannte Kinder keine Sirupbonbons, das kann ich bezeugen.



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