Nix, Garth - Rauer Donnerstag by Nix Garth

Nix, Garth - Rauer Donnerstag by Nix Garth

Autor:Nix, Garth [Garth, Nix]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: alice, babylon
veröffentlicht: 2012-10-12T00:00:00+00:00


Kapitel Fünfzehn

Sylvie sah durchs Fenster. Blatt beobachtete sie, und ihr Mut sank, als die alte Dame nicht so reagierte, wie sie es erwartet hatte. Sie stand nur da und fummelte am linken Bügel von Scamandros’ Brille herum.

»Äußerst interessant«, sagte sie schließlich.

»Haben Sie es gesehen?«, fragte Blatt. »Das Haus? Über dem Krankenhaus und ringsherum?«

»Ja, meine Liebe, das habe ich«, sagte Sylvie in sehr sachlichem Ton. »Ist es real oder irgendeine Art von 3-D-Projektion dieser Brille?«

»Es ist real«, antwortete Blatt grimmig. »Ausgesprochen real. Diese Brille hat nichts mit unserer Technik zu tun; ein Zauberer hat sie angefertigt.«

Sylvie nahm die Brille ab und betrachtete das Drahtgestell und die gesprungenen Gläser. Dann setzte sie sie wieder auf und starrte noch einmal aus dem Fenster.

»Ich habe nicht viel Zeit«, erklärte Blatt. »Diese Krankheit, von der alle glauben, dass sie von einem biologischen Kampfstoff hervorgerufen wird, wird in Wirklichkeit von einem … einer Kreatur aus diesem Haus verursacht, einem Nichtling. Man kann den … Virus … nur bekommen, wenn man von diesem Nichtling berührt wird. Ich habe ihn, und sobald er seine volle Wirkung entfaltet, wird der Nichtling sehen, was ich sehe, wissen, was ich weiß, und in der Lage sein, meinen Verstand zu lenken.«

»Auch aus dieser Entfernung?«, wollte Sylvie wissen. Sie starrte immer noch aus dem Fenster.

»Ah … das weiß ich nicht«, erwiderte Blatt. »Aber das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich muss zu Arthurs … zum Haus meines Freundes. Er hat ein Telefon, mit dem man Bürger anrufen kann … die Leute im Haus. Ich habe mir gedacht, wenn Sie die Polizei rufen – nein, nein, das ist zu riskant. Wenn Sie einen Krankenwagen rufen, dann könnte ich ihn in meine Gewalt bringen und sie zwingen, mich hinzufahren.«

»Du bist ja eine richtige Abenteurerin!«, rief Sylvie aus. Sie riss sich vom Fenster los und gab Blatt die Brille zurück. »Aber ich nehme an, das könnte klappen. Nur – was wird anschließend geschehen?«

»Mein Plan war, mir um ›anschließend‹ Gedanken zu machen, wenn es ein Anschließend gibt«, entgegnete Blatt. »Und ich bin keine Abenteurerin. Wenigstens nicht aus freien Stücken. Ich habe mich einmal auf so etwas eingelassen und meine Lektion gelernt. Keine Abenteuer mehr, wenn ich nicht weiß, was mich erwartet.«

»Das wären dann aber keine Abenteuer«, wandte Sylvie ein. »Weißt du, ich war nie abenteuerlustig. Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Ich habe ein Hausnotrufgerät hier. Soll ich es aktivieren? Es ist ein privater, kein staatlicher Service, also können wir davon ausgehen, dass schnell ein Krankenwagen kommen wird.«

»Aktivieren Sie es«, stimmte Blatt zu und schickte sich an, wieder nach unten zu gehen. »Kann ich mir ein Messer aus Ihrer Küche leihen? Und etwas Salz?«

»Wenn du das möchtest.« Sylvie öffnete eine Nachttischschublade und nahm ein kleines, elektronisches Gerät heraus, schnippte den Plexiglasdeckel auf und drückte den kleinen, roten Knopf. Es fing an zu piepen, und eine künstliche Stimme riet: »Bewahren Sie Ruhe. Hilfe ist unterwegs. Bewahren Sie Ruhe. Hilfe ist unterwegs.« Dann begann das Gerät, ein Vivaldi-Stück für Flöte und Fagott zu spielen.

Sylvie warf es in die Schublade zurück und folgte Blatt nach unten.



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