Finstermoos – Am schmalen Grat by Janet Clark

Finstermoos – Am schmalen Grat by Janet Clark

Autor:Janet Clark [Janet Clark]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik für Kinder und Jugend
ISBN: 9783732002634
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2015-03-08T23:00:00+00:00


29

»Papa?« Nic riss die Tür zur Blockhütte auf und stürmte hinein, doch hinter dem Schreibtisch saß nur einer der Angestellten.

»Dein Papa ist mit der Paintballgruppe unterwegs.« Huber checkte die Uhr an seinem Armgelenk. »Der müsste um sechs wieder zurück sein.«

Nic verkniff sich einen Fluch. Seinen Vater zu erreichen, konnte er also vergessen.

Er warf seinen Rucksack auf den Boden und griff nach dem Telefon. »Kannst du bitte die Quads aufräumen und die Leute abfertigen?«

Huber lupfte die Augenbrauen und bedachte ihn mit einem Blick, als hätte er ihn gerade zur Putzhilfe degradiert.

»Ja, ich weiß, das ist nicht dein Job. Mach's trotzdem. Bitte.« Nic wählte die Nummer der Bergwacht, während Huber sich betont langsam aus dem Schreibtischstuhl erhob und im Schneckentempo zur Tür schlurfte. Ob er den Zeitlupenmodus einstellte, um Nic zu zeigen, dass dies ganz sicher nicht seine Aufgabe war, oder um zu hören, was er so Dringendes am Telefon zu bereden hatte, war Nic egal. Endlich meldete Fritz sich am anderen Ende.

»Bergwacht Voggsertal.«

»Fritz!«, rief Nic. »Der Basti und die anderen sind verschwunden. Ich hab seinen Rucksack gesehen!«

»Nic?« Fritz' Stimme war so gelassen und ruhig wie immer. »Jetzt mal ganz langsam. Wer ist verschwunden?«

»Der Basti!«, rief Nic ungeduldig. »Und die Luzie und das Mädchen aus Berlin, deren Mutter weg ist, und der Sohn vom Becker.«

»Und mit verschwunden meinst du was?«

»Sie hätten in der Notunterkunft übernachten müssen, aber dort waren sie nicht. Und bei der Hannwagnerin auch nicht. Und eben hab ich vom Fehlingerlift aus Bastis Rucksack gesehen. Mitten in der Almwiese. Der würde den doch nicht dort liegen lassen!«

»Stopp mal – hast du ›übernachten‹ gesagt?«

»Ja. Die sind seit gestern Nachmittag unterwegs.«

»Warte, ich frag die Gerti, ob sie was gehört hat.«

Schweiß lief Nics Rücken hinunter. Er lehnte sich an den Schreibtisch. Langsam holten ihn der gestrige Tag und die kurze Nacht ein. Oder die Rückfahrt eben steckte ihm noch in den Knochen. Hoffentlich verplapperten die da draußen sich nicht und erzählten Huber, wo sie gewesen waren.

»Nic?«, meldete Fritz sich zurück. »Hier liegt nichts vor. Keine Meldung. Das seh ich erst mal positiv.«

Was soll das denn heißen? Positiv?

»Wenn die zusammen los sind«, fuhr Fritz fort, »und es wäre was passiert, hätte einer der vier sich doch inzwischen bei uns gemeldet, oder?«

»Aber –«, begann Nic, als Fritz ihn unterbrach.

»Nic, Junge, wie lange bist du jetzt im Geschäft? Wenn beim Fehlingerlift was passiert wäre, hätten wir schon längst was gehört. Wahrscheinlich ist dem Basti der Rucksack rausgefallen und er war schlau genug, ihn gestern nicht mehr zu holen, sondern seine Truppe gleich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Wann wollte er denn zurück sein?«

»Spätestens morgen, aber eigentlich schon heute Nachmittag.«

»Na, dann …«

Na dann? Begriff Fritz nicht, dass Bastis zurückgelassener Rucksack nicht so einfach wegerklärt werden konnte? »Aber –«, protestierte er erneut.

»Jetzt mach dir keinen Kopf. Wenn er morgen nicht zurück ist, schick ich einen Hubschrauber los.«

Damit war für Fritz die Sache erledigt. Nic wusste, wann weitere Worte sinnlos waren.

Und jetzt? Hier sitzen und warten? Unruhe ergriff ihn. Nein. Niemals würde Basti einfach so der Rucksack aus dem Lift fallen.



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