Die Vampirschwestern 11--Vorsicht, bissiger Bruder! by Franziska Gehm

Autor:Franziska Gehm [Franziska Gehm]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik für Kinder und Jugend
ISBN: 9783732004492
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2015-03-14T16:00:00+00:00

Falten auf dem Friedhof

Boibine, Schwester!“ Daka hielt die flache Hand hoch und Silvania schlug ein. „Das hätten wir erledigt. Franz ist also erst mal in Sicherheit.“

„Ich weiß nicht.“ Silvania schielte zum Wohnwagen. Ihr war das eben doch alles etwas schnell gegangen. Wieso hatte es Tinkturo Mörser auf einmal so eilig gehabt? Sonst nahm er sich immer Zeit für seine Besucher. „Meinst du, Dr. Mörser kommt alleine klar mit unserem Bruder? Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl.“

„Klar kommt er klar. Er kann Leierkästen, Kaffeemühlen und Staubsauger reparieren, da wird er auch mit einem Baby fertigwerden. Dr. Mörser ist unser Mann für alle Fälle. Außerdem ist doch die Hauptsache: Unser Bruder ist im Wohnwagen am sichersten Ort der Welt.“

„Stimmt auch wieder. Wahrscheinlich klammere ich schon wie eine Mama.“ Das hatte Silvania im Babyratgeber gelesen. Mamas und Papas fiel der Abschied manchmal schwerer als den Babys selbst. Franz ging es gut, er war in Sicherheit, das musste sich Silvania einfach immer wieder sagen. „Und jetzt?“

„Na, jetzt suchen wir diesen Aldi-Mister. Wir kommen Stupa zuvor, stöbern ihn auf und stellen ihn! Angriff ist die beste Verteidigung.“

„Wo sollen wir ihn denn suchen? Der kann überall sein! Und überhaupt, selbst wenn wir ihn finden – willst du ihn dann mit einer Wasserpistole bedrohen?“

„Klar kann er überall sein. Aber an irgendeinem bestimmten Ort muss er jetzt gerade sein. Vielleicht sogar hier in der Nähe.“ Daka sah sich nach allen Seiten um. „Nur eins ist sicher: Wenn wir ihn gar nicht suchen, finden wir ihn bestimmt nicht. Und wenn wir ihn gefunden haben, fragen wir ihn einfach, was der ganze Gumox soll und was er mit unserem Bruder will.“

„Und wir sagen ihm, dass er unseren Vater nicht erpressen kann, weil wir sein dunkles Geheimnis schon kennen und sowieso zu ihm halten.“

„Genau!“

„Aber wo in dieser Stadt sollen wir nach Stupa suchen?“

„Lass mal nachdenken.“ Daka verschränkte die Arme. „Wenn es um Liebeslarifari geht, hast du doch sonst immer tütenweise Fantasie.“

„Okay, wir müssen uns in den Verbrecher reinversetzen. Was wissen wir über ihn? Der Alchemist ist ein uralter Mann. Und wo sind uralte Leute immer?“

„Auf Mallorca?“

Silvania sah ihre Schwester an, als hätte sie zu lange in der spanischen Sonne gelegen.

„Na gut, sie sind garantiert auch beim Kaffeekränzchen, beim Rollatorrennen, beim Arzt, auf dem Friedhof …“

„Schlotz zoppo! Der Friedhof! Da wollten wir uns doch heute Nachmittag mit Helene treffen.“

„Fumpfs, voll vergessen!“ Daka klatschte sich an die Stirn.

„Komm, wenn wir rennen, schaffen wir es noch halbwegs rechtzeitig!“

„Wenn wir fliegen, sogar total rechtzeitig.“

„Wehe!“

„Ja, ja, die erste radikale Regel …“, maulte Daka und rannte schon hinter Silvania her.

Keine zehn Minuten später betraten die Vampirschwestern den Bindburger Friedhof. Sie wussten genau, wo sie Helene finden würden. Mit schnellen Schritten liefen sie über den knirschenden Kiesweg auf ihre Freundin zu. Sie saß auf der Bank vor ihrem Lieblingsgrab und schrieb in ihr Tagebuch. Die blonden Haare fielen bis auf die Seiten und Helene war so vertieft ins Schreiben, dass sie die Freundinnen gar nicht bemerkte – dachten diese zumindest.

„Silvania und Daka sind voll blöde Transsilvanien-Tussen, weil sie mich hier warten lassen …“, tat Helene, als würde sie schreiben.

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