Die Klippen der Diebe by Walter Thorwartl

Die Klippen der Diebe by Walter Thorwartl

Autor:Walter Thorwartl [Thorwartl, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Obelisk
veröffentlicht: 2012-10-09T22:00:00+00:00


„Heute erkunden wir die Altstadt!“ Papa war bester Laune. „Nikki, nimmst du deine Umhängtasche mit?“

„Ja, vielleicht will ich was zeichnen.“

Papa klopfte ihm auf die Schulter. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Rovinj ist voll von schönen Motiven.“

Als sie den Garten ihrer Pension verließen, kitzelte Papa seine Freundin. Die quietschte und rief: „Lass das, Herbert.“

Papa grinste, dann stieß er Nico an und sagte gönnerhaft: „Du führst uns wieder, junger Mann!“

Als sie zum Hafen kamen, tuschelte Isabella Papa etwas ins Ohr. Er runzelte zuerst die Stirn, dann lächelte er zustimmend. Was hatten sie jetzt vor?

Sie blieben beim ersten Tatooverkäufer stehen. Sein Stand grenzte direkt an die niedere Kaimauer. Junge Leute hingen hier herum und sahen zu, wie der Maler den Urlaubern Henna – Tattoos verpasste. Auf jede freie Stelle der Haut.

Auf einem Plakat waren jede Menge Motive zu sehen. Von der Schildkröte bis zum gebrochenen Herzen. Vom Einhorn bis zum Skorpion. Vom Totenkopf bis zur Spinne.

„Kitsch total“, dachte Nico grimmig.

Der Tattoomaler arbeitete mit Schablonen, die er den Kunden auf die Haut klebte. Dann war es leicht, die ausgestanzten Stellen mit Henna zu füllen.

Isabella strahlte. Sie legte Nicolas die Hand auf die Schulter.

„Schau, das wäre was für dich, Nikki. Voll cool! Möchtest du den Tigerkopf da? Oder den Skorpion? Nein, der ist zu grausig! Ich glaub, ein Delphin passt am besten zu dir. Der ist total cool!“

„Isabella ist schon ein bisschen zu alt für ‚cool’ “, dachte Nico. „Gibt sich voll große Mühe. Will nett sein zu mir. Aber wer braucht schon Tatoos? Nein, ich will sie nicht kränken.“ Er sah gelangweilt auf die verschiedenen Motive.

Isabella hatte etwas Besonderes entdeckt. „Da, jetzt habe ich’s gefunden: Wir nehmen den Totenkopf mit den gekreuzten Knochen. Du stehst ja auf Piraten! Bitte, lass mich dich auf ein Tattoo einladen!“

Der Vater nickte und lächelte seine Freundin verträumt an.

Nicolas zuckte mit den Schultern. Was sollte er tun? Wieder Papa verärgern? Nein. Außerdem wollte er Isabella keinen Korb geben.

Er brummte:„Piraten sind okay.“

„Das heißt, du willst so ein Tattoo?“

Nico sagte leise: „Ja, bitte.“

Im nächsten Moment schimpfte er sich lautlos einen Vollkoffer. Warum hatte er das getan? Wenn Jana seinen lächerlichen Totenkopf entdeckte, dann gute Nacht! Sie würde ihn grausam auslachen. Und dieses Zeug brauchte Tage, bis es verschwand. Mit normalem Wasser brachte man es gar nicht herunter. Er wusste das von seinen Kollegen zu Hause, die sich selber so einen Mist verpassten.

Isabella sah zu Papa hin, schloss die Augen und nickte. Das sollte wohl heißen: Schau, er ist doch ein guter Junge, er mag mich.

Papa sagte nichts, er war mit sich und der Welt zufrieden.

„Schönes Tattoo! Steht dir gut. Passt zu dir. Das Richtige für einen jungen Räuber!“ Über die jugendlichen Zuschauer hatte sich ein Mann mit Sonnenbrille gebeugt. Er hob den Daumen und grinste Nico an. Seine kleinen Zähne glitzerten.

Nico hatte gerade die Prozedur hinter sich gebracht. Er saß noch auf dem Sessel, das frische Tatoo wie ein hässliches Rieseninsekt auf den Oberarm geklebt.

„Wirklich Klasse!“, sagte der Mann. Er starrte auf Nicos Umhängtasche.

Nico wurde starr. Plötzlich blieb die Zeit stehen. Es gab nur ihn und den Mann, alles andere war wie eingefroren.



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