Nachts, wenn der Feuerteufel kommt by Wolf Stefan

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sie schlichen von den Gebäuden weg, erreichten unbehelligt das Tor, schlüpften durch die Pforte und liefen zu dem Gebüsch, wo ihre Räder versteckt waren.

Karl wollte auf der Landstraße warten. Sicherlich war er schon da. Nur ein fußbreiter Trampelpfad führte quer über die Felder dorthin. Wiesen, von schmalen Bächen durchzogen, lagen am Weg. Es gab allerlei Hindernisse. Wer in völliger Finsternis schnell fuhr, riskierte Kopf und Kragen. Aber der Mond schien ein Einsehen zu haben — und kam hinter den Wolken hervor.

Dort, wo der Trampelpfad die Landstraße erreichte, stießen sie auf Karl. Er hatte sich hinter einem Chaussee-Baum versteckt. Ganz geheuer war es ihm offenbar nicht — um diese Zeit und allein auf weiter Flur.

„Alles klar?“ fragte Tarzan.

„Bei mir schon.“ Karl stieg auf.

Dann fuhren sie die einsame Landstraße entlang, und der Mond verkroch sich wieder hinter den Wolken, als hätte er seinen Teil beigetragen und wäre zufrieden damit.

Einmal wurden sie von einem Auto überholt, einem Pönsdorfer, der in der Stadt gewesen war und jetzt in gedehnten Schlangenlinien kurvte, offenbar unter Alkoholeinfluß — obwohl dies nicht nur verboten, sondern auch grenzenlos leichtsinnig war.

Im einzigen Gasthaus des Dorfes war noch Betrieb. Als die Jungs vorbeifuhren, sahen sie den Wagen. Er parkte davor.

Bald waren sie wieder von nächtlicher Stille umgeben.

Tarzan, der voranradelte, kniff die Augen zusammen. Bei den sieben Birken, denen sie sich jetzt näherten, stand etwas. Es schien ein größeres Auto zu sein. War ein Liebespaar hergekommen, um den Mond anzuhimmeln? Oder... Der Gedanke durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag.

Sofort fuhr er langsamer, ließ sich zurückfallen, bis er auf gleicher Höhe war mit Klößchen und Karl.

„Der Wagen dort“, sagte er. „Seht ihr ihn?“

„Scheint ein Range-Rover zu sein“, meinte Klößchen.

„Vielleicht gehört er dem Feuerteufel“, sagte Tarzan.

„Du meinst...“ Karl stockte. „Himmel, dann kämen wir zu spät. Vielleicht ist der Kerl schon beim Sommerhaus.“

„Daran denke ich gerade.“ Tarzan fuhr auf den dunklen Wagen zu. „Aber erst sehen wir mal nach, ob nicht ein knutschendes Pärchen drin sitzt.“

Ein Blick genügte — der Wagen war leer.

Vorsorglich prägte Tarzan sich die Kfz-Nummer ein.

Als sie den Wald erreichten, zeigte sich wieder mal der Mond. Aber die Bäume ließen nur wenig Silberlicht durch. Auf dem Waldweg fühlten sie sich wie in einem Schlauch; und der Boden roch modrig, was ihnen bei Tag nicht aufgefallen war.

Sie stiegen ab, schoben die Räder, bemühten sich, leise zu sein — aber manchmal zerknackte ein trockner Ast unter Reifen oder Sohlen. Der Wald war still. Nur der Nachtwind spielte mit den Blättern und wisperte im Gras.

Mondlicht spiegelte sich auf dem schmalen See.

Tarzan blieb stehen.

„Links lang!“ flüsterte er. „Bis zu der dicken Buche. Die finden wir auch im Dunkeln. Hinter ihr stellen wir die Räder ab. Dann sehen wir weiter.“

„Sehen ist gut!“ meinte Klößchen. „Wenn der Mond sich verzieht, können wir allenfalls tasten. Wer weiß, ob ich im Dunkeln meinen Mund finde.“

„Hast du etwa Schokolade mit?“ fragte Tarzan.

„Nur zwei Tafeln.“

Im Gänsemarsch folgten sie dem Weg. Tarzan führte an. Er fand die Buche.



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