Der Junge, der mit den Piranhas schwamm by Ravensburger

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm by Ravensburger

Autor:Ravensburger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ravensburger
veröffentlicht: 2013-11-19T00:00:00+00:00


Fünfundzwanzig

Dostojewski ist sehr zufrieden mit den Fischen. Er meint, das sei eine glänzende Auswahl. Er hält den Atem an. „Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?“, wundert er sich. „Eine glänzende Auswahl! Noch vor wenigen Tagen hättest du bis zum Jüngsten Gericht warten können, ehe du etwas Derartiges aus Dostojewskis Mund gehört hättest. Oder bist du anderer Meinung?“

Stan zuckt mit den Schultern. „Nein“, sagt er.

„Du bist schon ein komischer Vogel“, sagt Dostojewski und blickt in Stans Gesicht.

„Ich?“

„Ja, du. Du hast einen ganz schönen Einfluss auf mich, mein Jung.“ Er öffnet eine Flasche Bier und trinkt einen Schluck.

Der Himmel glüht erst feuerrot und dann verdunkelt er sich. Er wird dunkler und dunkler. Dostojewski meint, dass Geschäfte wie eine Entenbude in der Dunkelheit nicht gut laufen. Sie sind zu zahm für die Nacht, sagt er. Die Leute wollen bunte Lichter und den Nervenkitzel der Berg-und-Tal-Bahn. Sie wollen in der Achterbahn kreischen und heulen. Sie wollen sich im Spukhaus fürchten und atemlos die akrobatischen Künste der Motorradfahrer in der Todeswand verfolgen. Sie wollen sich drehen, wollen wirbeln und fallen und aufsteigen. Sie wollen sich an fettigen Würstchen und scharfen Soßen laben.

Dostojewski setzt sich auf die Stufen, die zum Wohnwagen hochführen. Stan setzt sich neben ihn. Der Mond geht über dem Jahrmarkt auf und Lichter, Musik und Stimmen erfüllen die Nacht.

Stan erzählt ihm von Pancho Pirelli.

„Also ist es wahr“, murmelt Dostojewski. „Er ist wieder da.“

„Was für eine Nummer führt er eigentlich vor?“, fragt Stan, aber Dostojewski schüttelt den Kopf.

„Das musst du dir selber ansehen. Du kannst morgen hingehen.“

„Er hat mit mir geredet, Herr Dostojewski.“

„Das ist eine Ehre für dich.“

„Er hat gesagt, dass er auf mich gewartet hat.“

„Wirklich?“ Dostojewski streckt die Hand aus und strubbelt Stan durch das Haar. „Ich hatte das gleiche Gefühl.“

„Was für ein Gefühl?“

„Wegen dir. Als ich dich die Enten schrubben sah und dann später, als du die Fische mit Flusswasser gerettet hast, da hatte ich das Gefühl, du bist mir geschickt worden. Als ob du was Besonderes wärst.“ Er grinst. „Aber vielleicht werde ich auch nur ein bisschen tüttelig.“ Er grinst wieder. „Aber wie ich schon sagte“, ergänzt er dann. „Du bist ein komischer Vogel.“

Sie schweigen eine Weile und starren den Mond an.



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