Kopflos in Modane by Vivien Johnson

Kopflos in Modane by Vivien Johnson

Autor:Vivien Johnson [Johnson, Vivien]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2014-02-04T23:00:00+00:00


Sanfte Hände streichelten mein Haar, frischer Kaffeeduft weckte mich, von dem mir sofort wieder übel wurde. Ich sprang auf, rannte ins Bad und übergab mich zum zweiten Mal in zwei Tagen. Ich hatte doch nichts mehr im Magen.

Marie stand in der Tür, als ich aufschaute. „Tut mir leid“, sagte ich, doch sie lächelte mich nur an. „Ist doch alles in Ordnung. Komm, iss erst einmal ein bisschen.“ Sie hatte mir ein Brötchen geschmiert, welches ich mit langsamen Bissen aß.

„Kannst du mir sagen, welches Datum heute ist?“ Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas vergessen hatte, doch mir fiel partout nicht ein, was. Vielleicht redete ich es mir nur ein, damit ich nicht an die andere Sache denken musste, doch es fühlte sich komisch an.

„Der Zwanzigste. Wieso?“ Ich ließ mein Brötchen sinken. Meine Periode. Ich bin überfällig. Fünf Tage überfällig. Hatte ich mich Anfang des Monats so verrechnet? Ich stand auf, legte mich auf das Sofa und fing an zu weinen.

Mein ganzes Leben war ein reines Chaos.

Marie kam hinterher, setzte sich neben mich. „Kannst du mir erzählen, was los ist? Warum ist es so wichtig, welches Datum heute ist? Und kannst du jetzt endlich mal mit mir reden, warum du so urplötzlich aus Frankreich raus wolltest?“ Ich schaute sie an, mein Blick war unscharf.

Alles, aber auch wirklich alles, brach aus mir heraus. Die Geschichte mit Giuseppe, wie sehr ich ihn liebte, die Sache mit den Briefen, jetzt die wahrscheinliche Schwangerschaft. Ihre Augen wurden bei jedem Satz, den ich sprach, immer größer und ihr Blick entsetzter. Sie kannte mich gut und wusste, dass es mich innerlich aufgefressen haben musste, dass ich mit niemandem reden durfte.

Als ich geendet hatte zog sie mich in ihre Arme, wiegte mich hin und her, solange bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte.

„Ich ruf jetzt Dr. Hofmann an, in der Hoffnung heute noch einen Termin zu bekommen, dann hast du wenigstens bei dem Thema Gewissheit.“ Ich nickte nur, aus meiner Kehle kamen nur noch Schluchzer und Schluckauf bahnte sich an.

Ich war im Moment ein einziges Wrack.



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