Meer der Liebe by Roberts Nora

Meer der Liebe by Roberts Nora

Autor:Roberts, Nora
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: WILHELM HEYNE VERLAG
veröffentlicht: 2013-12-23T05:00:00+00:00


7. KAPITEL

Bei Tageslicht verlor jeder Vergnügungspark seinen Zauber. Schmutz, abblätternde Farbe, Kratzer und Beulen waren dann deutlich zu sehen. Was bei künstlicher Beleuchtung ein Märchenland war, entpuppte sich im hellen Sonnenschein als gemeiner Tummelplatz.

Nur die ganz Jungen und die, die in ihrem Herzen jung geblieben waren, konnten dennoch Magie entdecken, wenn sie mit der schalen Realität konfrontiert wurden.

Zu diesen ewig Junggebliebenen gehörte auch Megans Großvater. Und dafür liebte Megan ihn umso mehr.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging sie die Gleise der Geisterbahn entlang. Sie bog in den dunklen Tunnel. Pop war hier irgendwo und reparierte ein paar Dinge. Seine Geister sind ihm lieb und teuer, dachte sie still. Und dabei wurde sie von ihren eigenen Dämonen verfolgt.

Zehn Tage war es jetzt her, seit Pop ihr von den notwendigen Reparaturen berichtet hatte. Zehn Tage, seit sie Catch das letzte Mal gesehen hatte.

Sie verbannte den Gedanken an Catch. Sie war alt genug, um Fantasie und Wirklichkeit auseinanderhalten zu können. Sie musste sich auf die Realität konzentrieren, und ihre Realität waren Pop und der Park.

»Hi«, rief sie, als sie Pop erblickte. »Wie kommst du voran?«

Bei ihren Worten drehte Pop sich mit einem vergnügten Grinsen zu ihr um.

»Bestens, Megan, schneller als erwartet. Bis Ostern ist längst alles erledigt.«

Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. »Die kleinen Karussells laufen schon wieder. Und wie geht es dir?«

Gern ließ sie sich von ihm ans Tageslicht führen. »Wie soll’s mir schon gehen? Wie immer.«

Sie blinzelte, als sie zusammen in die Helligkeit traten.

»Du hast diesen unglücklichen Ausdruck in den Augen, schon seit über einer Woche.« Er rieb ihr über die Schulter, so als müsse er sie trotz der schon kräftigen Frühlingssonne wärmen. »Du weißt, mir kannst du nichts verheimlichen. Dazu kenne ich dich zu gut.«

Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich versuche gar nichts zu verheimlichen, Pop.«

Mit einem Schulterzucken sah sie zu der Crew hinüber, die an der Achterbahn arbeitete.

»Es ist unwichtig, es lohnt nicht einmal, darüber zu sprechen. Wie lange wird es dauern, bis die Bahn repariert ist?«

»Offenbar ist es dir immerhin so wichtig, dass es dich traurig macht.« Er fiel nicht auf ihr Ablenkungsmanöver herein. »Und das wiederum ist für mich wichtig. Bist du etwa zu alt, um mit deinen Problemen zu mir zu kommen?«

Sie sah ihn entschuldigend an. »Nein, natürlich nicht, Pop. Ich weiß doch, dass ich über alles mit dir reden kann.«

»Nun, ich bin hier und höre dir zu.«

»Ich habe einen Fehler gemacht, das ist alles.«

Sie wollte zu der Handwerkercrew hinüberlaufen, doch Pop hielt sie fest.

»Megan«, er legte beide Hände auf ihre Schultern und sah ihr ernst in die Augen, »ich werde dich jetzt offen heraus fragen: Hast du dich in ihn verliebt?«

»Nein«, stieß sie sofort und viel zu heftig aus.

»Ich habe nicht einmal einen Namen genannt«, stellte Pop mit einer hochgezogenen Augenbraue fest.

Megan stutzte. Sie hatte vergessen, wie listig ihr Großvater sein konnte.

»Ich dachte, ich sei verliebt«, setzte sie vorsichtiger an. »Aber es war ein Irrtum.«

»Und warum bist du dann so unglücklich?«

»Pop, bitte.« Sie wollte einen Schritt zurück machen, doch noch immer hielt er sie fest.



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