Das polygame Geschlecht · Das Recht des Mannes auf zwei Frauen by Vilar Esther

Das polygame Geschlecht · Das Recht des Mannes auf zwei Frauen by Vilar Esther

Autor:Vilar, Esther [Vilar, Esther]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783957511454
Herausgeber: hockebooks
veröffentlicht: 2016-04-29T00:00:00+00:00


Sporadische Polygamie

Sporadische Polygamie ist die Vielweiberei des kleinen Mannes. Im Gegensatz zum Reichen befriedigt der Arme seinen Sextrieb nicht regelmäßig, sondern gelegentlich, und zwar bei:

Frauen, die nicht zu haben sind (Promiskuität).

Frauen, die jeder haben kann (Prostitution).

Frauen, die nicht zu haben sind, sind die Frauen anderer Männer. Es handelt sich um solche, die sich trotz normaler Libido für einen Mann entschieden haben, den sie eigentlich nicht begehren – für einen »Vater« – und deshalb nun gezwungen sind, diese Libido außerhalb des Adoptivverhältnisses zu befriedigen. Oft sind es auch Frauen, die noch keinem bestimmten anderen gehören, sich jedoch für eine Adoption zur Verfügung halten. Während sie warten, spielen sie mitunter den Sexpartner des »Vaters« einer anderen. Da solche Frauen ihre Gunst immer gratis gewähren – denn es liegt ihnen tatsächlich an Sex, wenn auch nicht so sehr wie an Versorgung – darf der, dem sie geboten wird, nicht lange zögern: das Angebot an Gratissex ist bescheiden und die Nachfrage enorm. Nur ein Reicher darf sich aussuchen, mit wem er wann schlafen will – er kann, falls er reich genug ist, den ersten »Vater« sogar überbieten und so auch Frauen erobern, die eigentlich schon nicht mehr zu haben sind. Der Arme überlegt nicht lang und akzeptiert wahllos jede Frau, die er bekommt – er weiß, dies ist eine Gelegenheit, die vielleicht nicht so bald wiederkehrt. Obwohl es sich hier nur um Promiskuität handelt, bezeichnet der kleine Mann die Notwendigkeit, seinen Sextrieb am ersten erreichbaren Sexpartner zu befriedigen, gern als ›abenteuerlich‹. Die Frau, die für ihn nicht zu haben ist – weil er schon eine andere hat und zwei nicht beschützen kann – nennt er sein ›Abenteuer‹.

Frauen, die jeder haben kann, sind solche, die zwar nicht gratis sind, aber auch nicht unerschwinglich. Denn die Höhe der Summe, die eine Frau für die Befriedigung des männlichen Sextriebs verlangt, richtet sich mathematisch genau nach der Anzahl der Männer, denen sie sich zur Verfügung stellt. Sexualität ist einer der wenigen Aspekte des täglichen Lebens, in dem es auch in Wohlfahrtsstaaten noch Klassenschranken gibt: Welche Sexpartner ein polygamer Mann bekommt, richtet sich exakt nach seinem Einkommen. Frauen mit Exklusivverträgen – »Ein-Mann-Frauen« – sind die teuersten, denn nach Beendigung des Vertragsverhältnisses erfolgt automatisch Abfindung plus Lebensrente. Vertragslose Exklusivverbindungen, wie etwa die zur Geliebten, sind nur während der Dauer der Beziehung kostspielig – gerade der fehlende Vertrag schützt den Sexpartner nach Beendigung des Verhältnisses vor Abfindungszahlungen. Sex mit Callgirls – Frauen mit einem bis zwei Partnern pro Tag – ist bereits wesentlich günstiger, der Kunde ist hier der Mann des gehobenen Mittelstandes. Mit steigender Zahl der Partner sinken dann die Preise immer weiter, und die Männer, die sie zahlen, werden immer ärmer. Die Bordelldirne mit fünf Partnern pro Tag ist das Sexobjekt des gutverdienenden Vertreters, die Autodirne mit zehn Partnern das des mittleren Angestellten, die Hure am Straßenrand mit bis zu dreißig Partnern die des Proletariers. Wirkliche sexuelle Frustration müssen eigentlich nur arbeitslose Männer erleben.

Sex mit Prostituierten ist zweifellos die preiswerteste Form von Befriedigung des Sextriebes am lebenden Objekt, doch sie ist auch zugleich diejenige, die von Sexualität am weitesten entfernt ist.



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