Achterbahn by Mann Frido

Achterbahn by Mann Frido

Autor:Mann, Frido [Mann, Frido]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbücher/Kunst, Literatur/Biographien, Autobiographien
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-09-28T00:00:00+00:00


Drei Wochen nach dem Trauma des Prager Einmarschs wird unser Sohn geboren. Das Landsberger Krankenhaus gestattet mir, ihn erst am Morgen nach der Geburt durch eine Glasscheibe zu besichtigen. Und erst wieder einen Tag später bekomme ich Zutritt ins Krankenzimmer zu Mutter und Kind. Wir wollen ihn, zur Ehrung unseres geschlagenen Idols Alexander Dubček, Stefan Alexander taufen. Doch wegen eines dummen Missverständnisses zwischen C. und der Krankenschwester, die dem Landsberger Einwohnermeldeamt unseren Wunschnamen weitergeben sollte, geht der Zweitname Alexander unwiderruflich verloren, sodass sich unser Sohn zeitlebens mit dem Vornamen Stefan begnügen muss.

Wenige Wochen später nimmt C. ihren Schuldienst wieder auf. Ich versorge ab jetzt an den Werktagen vormittags den Kleinen und bereite mich auf das bald nach Ostern angesetzte Doktorexamen vor. Das tägliche Wickeln, Eincremen, Pudern und Füttern des Babys aus der Flasche erzeugt eine enge Verbindung, die bis heute nachwirkt. Es ist ein neues, schönes Gefühl, eine eigene Familie zu haben, ein warmes Nest und ein geregeltes Leben, sehr anders, als ich es selbst als Kind erlebt hatte. Mein Gefühl einer gewissen Stabilisierung und die Geburt des Stammhalters führt mich, stark unterstützt durch C.s Bemühungen, auch wieder mit meiner in alle Welt verstreuten Familie näher zusammen. Im Haus oder im Garten aufgenommene und überallhin verschickte Fotos locken sie in unsere ländliche Idylle.

Als Erster steigt Golo auf dem Weg von Kilchberg nach München für einen Abend bei uns ab und erfreut sich an dem Kleinen («Er hat schöne Augen»), und auch meine Mutter lässt es sich bei ihrem nächsten Europabesuch bei ihrem Vater in Zollikon, diesmal ohne meinen Vater, nicht nehmen, ihren Enkel wenigstens kurz kennenzulernen. Auch die Kontakte zu Großmutter Mielein in Kilchberg und zu meinem Bruder Toni in Zürich werden wieder etwas enger. Nach unserem Umzug ins westfälische Münster im kommenden Jahr brechen die Kontakte keineswegs ab; relativ häufig suchen wir weiterhin zu dritt die Verwandten in Zürich auf. Dort haben sowohl Mielein in Kilchberg als auch der Großvater in Zollikon jedes Mal Gelegenheit, ihren Urenkel von Neuem zu bewundern und wie einen kleinen Prinzen zu verwöhnen.



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