Wo wir uns finden by Sparks Nicholas

Wo wir uns finden by Sparks Nicholas

Autor:Sparks, Nicholas
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne HC
veröffentlicht: 2018-07-26T16:00:00+00:00


Kein Morgen mehr

Im Morgengrauen, gerade als das erste Licht durch die Fenster fiel, erwachte Tru und tastete nach Hope, doch der Platz neben ihm war leer. Er stützte sich auf die Ellbogen und wischte sich den Schlaf aus den Augen, erstaunt und etwas enttäuscht. Er hatte den Vormittag gemütlich mit ihr im Bett verbringen wollen, miteinander reden und sich lieben, die Realität ihres letzten gemeinsamen Tages noch etwas aufschieben.

Seufzend stand er auf und zog die Jeans und das Hemd vom Vortag wieder an. Auf dem Kissen entdeckte er einen Wimperntuschefleck, Überbleibsel der Tränen der vergangenen Nacht, und bei der Vorstellung, Hope zu verlieren, wallte Panik in ihm auf. Er wollte noch einen Tag, noch eine Woche, noch ein Jahr mit ihr verbringen! Er wollte ein ganzes Leben, und er war bereit, alles zu tun, damit sie für immer zusammenbleiben konnten.

Auf dem Weg zur Küche übte er im Geiste, was er zu Hope sagen wollte. Er roch Kaffee, aber zu seiner Überraschung war sie nicht dort. Mit einer dampfenden Tasse in der Hand setzte er seine Suche fort, steckte den Kopf ins Bad, ins Wohnzimmer. Nichts. Schließlich entdeckte er sie durch das Fenster auf der Terrasse in einem Schaukelstuhl. Es hatte aufgehört zu regnen, und sie sah aufs Meer. Wieder stellte Tru fest, dass sie die schönste Frau war, der er je begegnet war.

Er verharrte nur kurz, bevor er die Tür aufstieß.

Bei dem Geräusch drehte Hope sich um. Obwohl sie zaghaft lächelte, waren ihre Augen gerötet. Angesichts der tiefen Traurigkeit in ihrer Miene überlegte er, wie lange sie schon über seine und ihre unmögliche Situation nachgrübelte.

»Guten Morgen«, sagte sie leise.

»Guten Morgen.«

Als sie einander küssten, spürte er bei ihr eine Zögerlichkeit, mit der er nicht gerechnet hatte und die seine ganze einstudierte Rede müßig machte. Er merkte ihr an, dass sie nicht bereit war, seine Sätze anzuhören. Irgendetwas hatte sich verändert, erkannte er mit einer bösen Vorahnung.

»Ich hab dich doch nicht geweckt, oder?«, fragte sie.

»Nein, keine Sorge.«

»Ich habe mich bemüht, leise zu sein.« Die Worte klangen mechanisch.

»Mich erstaunt, dass du schon wach bist, wo du so spät zu Hause warst.«

»Das mit dem Schlafen hat leider nicht so gut geklappt.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Hast du gut geschlafen?«

»Nicht besonders.«

»Ich bin seit vier Uhr wach.« Sie deutete mit ihrer Tasse auf den Schaukelstuhl. »Ich hab ihn für dich abgetrocknet, aber vielleicht wischst du besser noch mal drüber.«

Mit dem Handtuch, das sie auf den Sitz gelegt hatte, rubbelte er das Holz erneut ab und hockte sich dann auf die Stuhlkante. Innerlich war er in Aufruhr. Zum ersten Mal seit Tagen war etwas Blau am Himmel zu sehen, wenn auch weiterhin eine weiße Wolkendecke über das Wasser zog. Stumm wandte Hope sich wieder dem Meer zu, als könne sie Tru nicht ansehen.

»Hat es noch geregnet, als du aufgewacht bist?«, fragte er in die Stille. Er betrieb Small Talk, das war ihm bewusst, aber er war unsicher, was er sonst tun sollte.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Irgendwann nachts hat es aufgehört. Wahrscheinlich kurz nachdem ich zurückgekommen bin.



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