Der Insasse: Psychothriller (German Edition) by Sebastian Fitzek

Der Insasse: Psychothriller (German Edition) by Sebastian Fitzek

Autor:Sebastian Fitzek [Fitzek, Sebastian]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426439814
Herausgeber: Droemer eBook
veröffentlicht: 2018-10-23T22:00:00+00:00


36.

Die Gespräche und das Besteckklimpern verstummten, kaum dass Till die Cafeteria betreten hatte. Als ob alle Anwesenden, die ihren Kaffee tranken, eine innere Antenne für die drohenden Schwingungen hatten, die Till aussandte.

Es waren gerade einmal sechs Patienten im Saal, kein Pfleger, keine Schwestern und auch keine Ärzte. Kurz vor achtzehn Uhr gab es noch kein Abendessen, und der Filterkaffee aus der Thermoskanne schmeckte nicht so gut, dass die Insassen sich darum rissen.

Till musste also nicht lang nach Armin Wolf Ausschau halten. Mit der leicht gekrümmten Körperhaltung, die großen Menschen oft eigen ist, saß er vor einer bauchigen Tasse und las eine jener Zeitungen, die fast nur aus Schlagzeilen und Fotos bestehen.

Armin schien der Einzige zu sein, der von Till keine Notiz nahm. Bis zur letzten Sekunde tat er so, als habe er den Neuankömmling nicht bemerkt.

»Hey«, sagte Till und sah auf ihn hinab. Armin drehte den Kopf nach oben und legte mit verzerrtem Gesichtsausdruck die Hand vor die Augen, als blendete ihn die Sonne.

»Wo ist das Handy?«, fragte er.

»Es gibt kein Handy«, antwortete Till. Tatsächlich hatte er es im Bus zurückgelassen. Dort im Buch war es vermutlich sicherer aufgehoben als in einer Zelle ohne Versteckmöglichkeiten.

»Dann bist du tot«, sagte Armin.

»Oder du«, sagte Till und stach zu.

Armin sprang auf und schrie, dabei musste der Stich in den Oberarm ihn mehr überrascht als geschmerzt haben.

»Was zum Teufel …?« Armin holte mit der Faust aus, entsann sich dann aber vermutlich der Kameras an der Decke und packte Till lediglich bei seinem Sweatshirt. »Was war das?«

»Eine Nadel.«

Er griff nach Tills Hand, bog seine Finger auseinander und nahm ihm die Injektionsnadel weg.

Als könne er nicht glauben, was gerade passiert war, sagte er:

»Damit hast du dein Todesurteil unterschrieben, Winter.«

Armin drehte sich so, dass die Kamera ihn nur von hinten im Bild hatte. Offensichtlich war er bei Kasov in die Lehre gegangen, jedenfalls hielt er Till, der einen Kopf kleiner war, die Nadel direkt vor die Augen.

»Dieses Ding ramme ich dir bei der nächsten Gelegenheit durchs Auge bis ins Gehirn, du Spast.« Armin stieß ihn von sich weg und wollte sich wieder hinsetzen, da sagte Till leise: »Ich habe Aids.«

»Was?« Armin wurde bleich.

»Und du hast es jetzt auch.«

Till wartete noch, bis Armin wieder aufgesprungen war und sich den Stuhl gegriffen hatte, erst dann drehte er sich um und zählte beim Hinausgehen von zehn herab rückwärts.

Bei acht war er dem Ausgang zwei Schritte näher gekommen.

Bei sieben spürte er den Luftzug im Nacken.

Bei sechseinhalb etwa brach der Stuhl ihm den Schädel.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.