Born to Run by Springsteen Bruce

Born to Run by Springsteen Bruce

Autor:Springsteen, Bruce [Springsteen, Bruce]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2016-09-14T22:00:00+00:00


KAPITEL 36

LIVING WITH THE LAW

Ich wollte wieder ins Studio, und Jon sollte mir als Produzent zur Seite stehen. Doch als Mike davon erfuhr, stellte er sich quer. Pattsituation. Vorhang auf für den Richter.

Unsere ersten Verfahrensanträge wurden überwiegend abgeschmettert. Durch unsere alten vertraglichen Vereinbarungen saß Mike am längeren Hebel – und er nutzte diesen Hebel, um meine Karriere zu torpedieren. Außerdem musste ich lernen, dass das Wort Vereinbarung bedeutet, dass irgendwas vereinbart wurde. Ob man Vertragswerke nun liest, zum Frühstück verputzt oder die Wände seiner Rumpelkammer damit tapeziert … es ist VEREINBART!

Dann kamen die sogenannten Depositions – der Teil des Beweiserhebungsverfahrens, bei dem sich die Streitparteien mit einem gerichtlichen Protokollbeamten und mitsamt Anwälten in einem kleinen Raum einfinden und abwechselnd versuchen, die Darstellung der Gegenseite in der Luft zu zerreißen. Dabei willst du deinem Prozessgegner die Antworten entlocken, die nötig sind, um die Sache für dich zu entscheiden. Das ist weder schön noch angenehm. Vielmehr besteht der Zweck dieser Veranstaltung darin, dich zu demütigen, zu verunsichern und bestenfalls aufzurütteln, weil dir mit einem Mal klar wird, dass sie dir den Arsch in Streifen schneiden, sobald du in den Zeugenstand trittst und anfängst, deinen Bullshit abzusondern, ob er nun der Wahrheit entspricht oder nicht. Nicht ohne Grund spricht man hier auch von einem »kontradiktorischen Verfahren«, das weniger vom Gericht als vielmehr vom Gegner gesteuert wird. Jeder, der mal in den Fängen der Justiz gewesen ist, ob als Millionenbetrüger oder wegen eines Verkehrsdelikts, wird bestätigen, dass der Vorgang seinem Namen alle Ehre macht. Inzwischen hatte ich bereits mehr als hundert Riesen für ein nahezu aussichtsloses Verfahren verschleudert, und das, obwohl wir nach wie vor am Anfang standen. Beim ersten Treffen mit meinen neuen Anwälten hatte Peter Parcher mich noch mit den aussichtsreicheren Aspekten meines Falls aufgeheitert: »Vor keinem aufrechten Richter und vor keiner Jury dieses Landes wird dieser Sklaventreibervertrag Bestand haben … nackte Gier … Scheiße, verdammt, der Vertrag behandelt Sie wie einen miesen Angestellten … sittenwidrig …« Bla, bla, bla. Obwohl ich all das schon mehrmals gehört hatte, klang es wie Musik in meinen Ohren. Nach weiteren vierzig Minuten hatte ich ein ziemlich gutes Gefühl und fragte aufgeregt: »Also, Mr. Parcher, wie stehen denn nun Mikes Chancen vor Gericht?« Worauf mein Anwalt eine elegante Hundertachtzig-Grad-Pirouette hinlegte. »Mikes Chancen? Die stehen fantastisch … ER HAT IMMERHIN IHRE UNTERSCHRIFT UNTER DEM VERTRAG.« Oh.

Peter Parcher und sein Kollege Peter Herbert begriffen irgendwann, dass Mike sich nicht auf einen Vergleich einlassen würde, solange er nicht einsah, dass unsere Beziehung nicht länger zu retten war. Mein Job bestand nun darin, ihm das in aller Deutlichkeit klarzumachen, und das konnte ziemlich hässlich werden. Mein alter Anwalt hatte mich offenbar gründlich verladen. Mr. Parcher hatte dessen frühere Verhandlungsprotokolle gelesen, die in seinen Worten eine reine Katastrophe waren. Sämtliche Formulierungen darin waren zweideutig. Unentschieden, Grauzone, Auslegungssache – und zwar einvernehmlich. OHNE KAMPF! Peter zog mich irgendwann beiseite und erklärte mir: »Sie, mein Freund, sind nicht der Richter. Der Richter ist der Richter. Sie sind nicht die Jury. Die Jury ist die Jury.



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