Wespennest by Andreas Zwengel

Wespennest by Andreas Zwengel

Autor:Andreas Zwengel [Zwengel, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saphir im Stahl
veröffentlicht: 2014-10-21T22:00:00+00:00


Dreizehn

Felix hatte in Ginsberg schon immer eine Außenseiterrolle gehabt, auch vor Garth und der Heirat mit seiner Tochter. Er gehörte zum berühmten 89er-Jahrgang. Genauer gesagt, er war der Jahrgang von 1989. In diesem Jahr wurden in Ginsberg nur zwei Kinder geboren und das Mädchen zog noch während der Kindergartenzeit mit ihren Eltern weg. Es wurde zu einer Art Dauerscherz, zur Kirmes oder ähnlichen Veranstaltungen die Jahrgänge aufmarschieren zu lassen. Und alle warteten nur darauf, Felix mit dem Schild für sein Geburtsjahr vorüberziehen zu sehen. Nach seiner Konfirmation, allein in der Kirche, weigerte er sich, weiterhin den Exoten zu geben.

Er versenkte Villeroys Gemälde samt Tischdecke und einigen Steinen an einer abgelegenen Stelle in der Lahn und landete anschließend in Weilburg. Er landete immer dort, wenn er nachts durch die Gegend fuhr. Genauer gesagt bei der 24-Stunden-Tankstelle am Ortseingang.

Der Samstag gehörte den Jugendlichen, den Partygängern, die billig vorglühen wollten, und später in der Nacht den Partyheimkehrern, die noch Nachschub oder einen Absacker brauchten. Die Nachtschicht war Felix’ erster Job gewesen, nachdem er bei Garth rausgeflogen war, und er hatte ihn auch nur so lange behalten, bis es sich in Ginsberg herumgesprochen hatte. Ein Anruf von Garth hatte genügt und er konnte gehen.

Felix parkte vor der Waschanlage. Der Kassierer erkannte ihn als ehemaligen Schicksalsgenossen und spendierte einen Kaffee. Es herrschte der übliche Betrieb einer lauen Sommernacht. Obwohl Felix dort nur kurz gearbeitet hatte, erlebte man auch in einer einzigen Nacht noch eine Menge schräger Dinge. Sein unangefochtenes Highlight war ein Samstag im Juli gewesen: Eine betrunkene Blondine kehrte die Abfälle aus dem Fußraum ihres Wagens direkt neben den Mülleimer an Säule Eins. Ein alter Mann mit Schlapphut an der Vier konnte die Sperre am Zapfhahn nicht lösen und verspritzte etliche Liter SuperPlus neben seinem Cabrio. Eine Frau wickelte an der Sieben ihr Baby auf der Motorhaube. Der Schlapphut von der Vier versuchte ein Pornoheft zu klauen, unterlief den Bewegungsmelder über der Tür und prallte gegen die Glasscheibe. Wieder auf den Beinen wurde er nach zwei Schritten fast von einem GTI überfahren, der durch die Tankstelle sauste und den Staubsauger rammte. Der Fahrer torkelte an die Kasse, murmelte etwas von Gehirnerschütterung und erbrach sich über die Schokoriegel in der Auslage. Nein, Felix weinte diesem Job wirklich keine Träne nach.

Auf dem Bildschirm der Überwachsungskamera hinter dem Kassierer sah Felix einen Audi zwischen den Zapfsäulen durchfahren. Eine mehrstimmige Fanfarenhupe ertönte. Felix und der Kassierer drehten sich zur Scheibe. Eine Rakete in Mintgrün-metallic. Mit röhrendem Auspuff, Heckspoiler, verchromtem Aufsatz auf der Motorhaube und getönten Fenstern auf allen Seiten, außer der Frontscheibe. Der Audi lag so tief auf der Straße, als habe man die Räder geklaut. Die Tür flog auf und Uwe Paulsen trat ins Neonlicht der Tankstelle. Anscheinend war ihm doch wieder eingefallen, wo er sein Auto geparkt hatte. Felix überlegte, ob er den Hinterausgang nehmen sollte. Er hatte jetzt keine Nerven für Typen wie ihn. Typen, die im Kindergarten alle anderen Kinder von der Rutsche schubsten, in der Grundschule ihre Hausaufgaben von Schwächeren machen ließen und



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