Unearthly. Dunkle Flammen by Hand Cynthia

Unearthly. Dunkle Flammen by Hand Cynthia

Autor:Hand, Cynthia [Hand, Cynthia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-644-47041-5
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2012-07-09T16:00:00+00:00


Als wir drei Stunden später nach Hause kommen, nachdem wir erst noch Wendy bei der Ranch abgesetzt haben, sagt Mama zu uns: «Na schön. Geht rauf in Claras Zimmer. Wartet da auf mich. Ich brauche noch einen Moment.»

Angela und ich betreten das Haus. Es ist noch nicht dunkel, aber ich habe das Bedürfnis, überall Licht zu machen, als wir in mein Zimmer gehen. Wir setzen uns nebeneinander auf mein Bett.

Wir hören, wie Mama an Jeffreys Tür klopft.

«Hallo», sagt sie, als er aufmacht. «Ich dachte mir, ich fahre dich nach Jackson ins Kino, nachdem ich deine Schwester den ganzen Tag verwöhnt habe. Das ist nur fair.»

Als sie weg sind, legt Angela die Arme um mich und zieht meine Bettdecke um uns beide, weil ich einfach nicht aufhören kann zu zittern. Und wir warten. Ungefähr eine Stunde später hören wir Mamas Auto auf dem knirschenden Kiesweg. Die Tür schlägt zu. Wir lauschen auf das vorsichtige Geräusch ihrer Schuhe auf den Treppenstufen. Dann klopft sie an, ganz leise.

«Herein», krächze ich.

Sie lächelt, als sie uns zusammengekauert dasitzen sieht.

«Du hättest Jeffrey nicht wegbringen sollen», sage ich. «Was, wenn dieser Typ da draußen ist?»

«Ihr braucht keine Angst zu haben, okay?», sagt sie. «Hier sind wir sicher.»

«Wer war das?», fragt Angela.

Mama seufzt. Auf einmal wirkt sie resigniert und erschöpft. «Das war ein Schwarzflügel. Es ist immerhin möglich, dass er nur zufällig hier durchgekommen ist.»

«Ein gefallener Engel, der in einem Einkaufszentrum in Idaho Falls rumhängt?», fragt Angela.

«Als ich ihn gesehen habe, habe ich …», mir bleibt die Stimme weg, als ich daran denke.

«Du hast seinen Kummer gespürt.»

«Seinen Kummer?», wiederholt Angela.

«Engel verfügen nicht über die Art freien Willen, wie wir ihn haben. Wenn sie gegen den Plan verstoßen, den die Schöpfung für sie hat, bereitet ihnen das beträchtliche körperliche und seelische Schmerzen. Alle Schwarzflügel empfinden so.»

«Und wieso habt ihr diesen Kummer nicht gespürt, Angela und du?», frage ich.

«Manche von uns sind für die Gegenwart dieser Wesen empfänglicher als andere», erklärt sie. «Damit hast du im Grunde einen großen Vorteil. Du kannst sie spüren, wenn sie kommen.»

«Und was sollen wir machen, wenn wir sie sehen?»

«Das, was wir heute gemacht haben: Ihr rennt davon.»

«Können wir sie denn nicht bekämpfen?», fragt Angela, und ihre Stimme klingt höher als sonst. Mama schüttelt den Kopf. «Nicht einmal Sie können das?», hakt Angela nach.

«Nein. Engel haben nahezu unbegrenzte Macht. Das Beste, was ihr tun könnt, ist fliehen. Wenn ihr Glück habt – und heute hatten wir Glück –, wird der Engel denken, dass ihr nicht der Mühe wert seid.»

Einen Moment lang schweigen wir alle drei.

«Der sicherste Schutz ist, unentdeckt zu bleiben», sagt Mama.

«Und wieso wolltest du nicht, dass ich etwas von ihnen weiß?» Den Vorwurf in meiner Stimme kann ich nicht verbergen. «Wieso willst du, dass Jeffrey nichts erfährt?»

«Weil dein Bewusstsein sie anzieht, Clara. Wenn du dir ihrer Existenz bewusst bist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie dich entdecken.»

Ganz ruhig sieht sie Angela an, die Mamas Blick einen Moment lang standhält, ehe sie wegschaut; ihre Finger verkrampfen sich um den Saum meiner Bettdecke. Angela war diejenige, die mir von den Schwarzflügeln erzählt hat.



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