Die magische Zahnspange by Lukas Hartmann

Die magische Zahnspange by Lukas Hartmann

Autor:Lukas Hartmann [Hartmann, Lukas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783257609141
Herausgeber: Diogenes Verlag AG


Ich schlief in dieser Nacht miserabel und hatte böse Träume. Aga fragte am Frühstückstisch, ob ich krank sei.

Am Samstagnachmittag hatten wir auf dem Sportplatz ein Schülerspiel, es war eine Zeitlang trocken geblieben, so konnte es stattfinden, und ich durf‌te nicht fehlen.

Deshalb wickelte ich die Spange aus dem Papier {125}und schob sie in den Mund. Gleich prickelte es am Gaumen, und ich hörte, wie aus einem alten Radio und von sehr weit her, Letrous Stimme: »Wo warst du, verdammt noch mal?«

Manchmal wurden einzelne Wörter unverständlich, und Letrous Stimme überschlug sich vor Zorn. »Was hast du mit der Spange gemacht, du Nichtsnutz? … So verdirbst du alles … und deine Zähne bleiben schief und hässlich wie die Nacht …«

Ist mir egal, hätte ich beinahe laut gesagt und weiter: Die Zahnkorrektur ist ja nur ein Vorwand, um meinen Vater auszutricksen. Aber ich schwieg.

Und beim Fußballspiel war plötzlich alles wieder wie vorher. Die Stimme im Kopf gab mir Anweisungen, und irgendwelche Impulse ließen mich die richtigen Bewegungen machen. Ich war der beste Spieler und erzielte die nötigen Tore, damit unsere Mannschaft gewann, und meine Kollegen klopf‌ten mir auf die Schulter und umarmten mich sogar. Natürlich war ich froh darüber. Aber warum half mir Letrou weiterhin in diesem Punkt? Dachte er, ich würde ihn nicht verraten, wenn ich der Fußballheld blieb? Oder war da noch etwas anderes im Spiel?

Mit Viola, die zugeschaut und mitgejubelt hatte, wechselte ich bloß ein paar Worte. Alles andere wäre aufgefallen. Und Frau Bodenheimer kam nie {126}an unsere Fußballspiele, sie interessiere sich mehr für Tennis und für Kunst, hatte sie mal gesagt.

Über das Wochenende blieb Pa fast die ganze Zeit unten im »Bunker«, das war der Name, den Aga für sein Computerreich manchmal verwendete. Die zwei Male, da er mit uns am Esstisch saß, wich er mir irgendwie aus, aber einmal zwinkerte er mir zu, als ob wir Verschwörer wären.

Aus seiner Sicht kannte ich jetzt ja seine Geheimnisse, aber er kannte meine nicht, und er hatte keine Ahnung, dass er vielleicht in großer Gefahr war. Letrou und Brandauer, das war mir ziemlich klar, würden vor sehr wenig zurückschrecken. Und ich war für Letrou weiterhin sein Zahnspangen-Spion. Aber er ahnte ja jetzt, dass ich ihn durchschaut hatte. Was plante er genau? Was wollte er mit all diesem Gold, falls er es tatsächlich in seinen Besitz brachte? Mit diesen Fragen zermarterte ich mir das Gehirn, als ich wieder viel zu lange wach im Bett lag, mit der unruhigen Spange im Mund. Und fand keine einleuchtenden Antworten.



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