Feuertanz by Tamina Berger

Feuertanz by Tamina Berger

Autor:Tamina Berger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2016-12-21T16:00:00+00:00


13

Mein Vater kam mir entgegen, als ich zu Hause die Tür aufschloss. »Hallo Spatz«, sagte er gut gelaunt, stockte aber, als er mein verheultes Gesicht sah. »Oh, was ist passiert?«

Ich ließ den Rucksack zu Boden plumpsen, warf mich an seine Brust und weinte sein T-Shirt ganz nass.

Ach, Paps. Er hielt mich fest, strich mir tröstend über den Rücken, ohne dumme Fragen zu stellen. Erst nachdem ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder beruhigt hatte und mich schniefend aus seiner Umarmung löste, fragte er: »Besser?«

»Geht schon. So irgendwann, in tausend Jahren, denk ich vielleicht gar nicht mehr daran.«

»Willst du darüber reden?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt.«

»So schlimm?«

Ich atmete schluchzend aus und nickte.

»Würden Pizza und ein großer Eisbecher helfen? Ein bisschen zumindest?«

Warum nicht den ersten Liebeskummer meines Lebens mit Pizza und Eis feiern?, dachte ich und sagte: »Eine große Pizza und ein Rieseneisbecher vielleicht.« Ich konnte immerhin schon ein wenig lächeln.

Wenig später entschied ich mich für Pizza Salami mit Extrakäse. Paps bestellte Spaghetti mit Peperoni-Tomaten-Soße und Schafskäse. Beim Anblick der Speisen am Nachbartisch knurrte mir der Magen. Komisch, hatten Romanfiguren normalerweise bei Liebeskummer keinen Appetit? Wahrscheinlich war mein Hunger einfach nie totzukriegen – und vielleicht würde ich mit vollem Magen auch endlich wieder klar denken können und mich weniger wie ein Häufchen Elend fühlen.

Endlich kam der Kellner mit zwei riesigen dampfenden Tellern zurück. Schon vom Duft allein lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Paps kostete von meiner Pizza und ich von seinen Spaghetti. Vor Schärfe trieb es mir die Tränen in die Augen, aber wir machten das immer so, schon von klein auf. Das gehörte zu unserem Ritual, ehe wir uns über unsere eigenen Speisen hermachten: von allem zu kosten und auch mal Neues auszuprobieren. Schon nach den ersten Bissen merkte ich, dass ich mich ein wenig entspannte. Meine Gedanken wanderten zwar etwa jede zweite Sekunde zu Robin, aber hey, immerhin dachte ich die Hälfte der Zeit nicht an ihn.

Nachdem unsere leeren Teller abgeräumt waren, nippte Paps an einem Espresso und ich naschte an dem Amarena-Becher. »Grandissimo«, hatte ich beim Bestellen gesagt und der Kellner war tatsächlich mit einer riesigen Portion gekommen, mit extraviel Schlagsahne.

»Und verrätst du mir jetzt, was denn los ist? Bei so einem Rieseneisbecher mache ich mir langsam doch Sorgen«, fragte Paps halb im Scherz, aber auf seiner Stirn konnte ich die Falten erkennen. Es wäre unfair gewesen, ihn völlig im Dunkeln tappen zu lassen. Nicht, nachdem er sich so bemühte, mir was Gutes zu tun. Deshalb zuckte ich mit den Schultern und sagte: »Liebeskummer trifft es wohl am besten.«

Fast wäre ihm die Espressotasse aus der Hand gefallen. »Liebeskummer? Ehrlich? Und ich dachte, ich hätte noch eine ganze Weile Zeit, um mir dafür eine passende Strategie zurechtzulegen.«

Ich grinste schief. »Ich finde, Pizza und Eis sind schon ein recht guter Ansatz zur Liebeskummerbewältigung.«

»Soll ich noch schwereres Geschütz gegen jemanden auffahren oder so?«

Ich seufzte. »Ach, Paps, das ehrt dich, aber nein danke.«

»Wie konnte mir das bloß entgehen?« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Also nicht nur, dass du Liebeskummer hast, sondern auch, dass es da wen gibt.



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