... und dann bist du tot! by Norman Hilary

... und dann bist du tot! by Norman Hilary

Autor:Norman, Hilary [Norman, Hilary]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-22T00:00:00+00:00


22. Kapitel

Freitag, 22. Januar

Die beiden letzten Nächte hatten sie gecampt, aber heute Abend genehmigten sie sich Urlaub vom Camping, um sich »in gutem Benehmen zu üben«, wie Hugo es nannte. Denn Hugo würde sich nie ganz daran gewöhnen, in einem Schlafsack oder einem Zelt zu schlafen. Auf Conch Key hatten sie in einer winzigen Holzhütte mit vorgebauter Veranda direkt am Meer übernachtet. Sie schliefen beide im selben Raum, und Hugo fühlte sich zugleich heldenhaft und unmännlich. Seine Liebe zu Lally wurde immer stärker, und sicherlich würde sie das irgendwann bemerken, und er hoffte, dass sie es nicht tat, und er betete, dass sie es tat.

»Morgen auf nach Bahia Honda«, sagte Lally verträumt, ehe sie sich schlafen legten. »Weiße Sandstrände, silberne Palmen und Schildkröten.«

»Das hört sich an, als hättest du den Reiseführer verschluckt«, antwortete Hugo aus der Dunkelheit.

Lally lächelte. »Und abends Fledermäuse.«

Wieder einmal hatte sie an Chris gedacht. Sie hatte es nicht beabsichtigt und schon beinahe geglaubt, der Zauber sei verflogen. Natürlich wusste sie, dass es vollkommen unmöglich war, sich in einen so problembeladenen Mann zu verlieben. Chris hatte sich jedoch mit den wunderschönen Sonnenuntergängen der letzten Tage und dem Wissen, dass man solche Bilder nicht mit einer Pentax festhalten und nur ein großer Fotograf oder Künstler einen solchen Zauber

einfangen konnte, wieder geschickt in ihren Geist geschlichen. Lally gestand sich im Schutze der Dunkelheit die reine Wahrheit, die ungeschminkte und beschämende Wahrheit ein, während Hugo im anderen Bett friedlich schnarchte. So erfreulich es auch war, diesen Urlaub mit ihrem besten Freund zu verbringen, so sehr wünschte sie, Chris wäre auch hier, sodass sie ihn hätte beobachten können, um zu sehen, wie er reagieren und was er sagen würde. Wie gern hätte sie weit weg von seinen Sorgen ein wenig Zeit mit ihm verbracht und etwas über den Mann, das Individuum, erfahren. Lally wusste, dass sie nahe davor stand, sich in Tagträumen zu verlieren, aber das wollte sie nicht zulassen. Sie benahm sich wie ein Schulmädchen, und sie wusste, dass das aufhören musste.

Du kennst ihn doch gar nicht, sagte sie sich zum hundertsten Mal. Und er ist nicht hier, und er kann mit dir weder hier noch irgendwo anders sein, und es gibt keinen Grund, sich etwas zu wünschen, was nicht sein kann.

Sie tat es dennoch.



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