... und da sagte Don Camillo by Giovanni Guareschi

... und da sagte Don Camillo by Giovanni Guareschi

Autor:Giovanni Guareschi
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Wetter hatte sich zum Guten gewendet, und seit einer Woche verbrachten die Kinder in Don Camillos Hort die wärmsten Nachmittagsstunden im Freien, auf dem Spielplatz. Das Karussell und die Schaukel waren in Betrieb, und selbst die mürrischsten Kinder hatten ihr Lächeln wiedergefunden.

Don Camillo, gemütlich auf dem Liegestuhl ausgestreckt, rauchte seine halbe Zigarre und genoß in aller Ruhe die Sonnenwärme, als er plötzlich das Gefühl hatte ,irgend etwas sei nicht so wie sonst.

Der Spielplatz grenzte auf der Dammseite an eine große Luzernewiese, von der ihn ein hoher Drahtzaun trennte. Daß Don Camillo das Luzernefeld jenseits des Zaunes ganz überblicken konnte, war also völlig normal; nicht normal war bloß, daß die Luzerne an einem bestimmten Punkt immer wieder hin und her wogte.

Offensichtlich hockte irgend etwas Lebendiges dort im hohen Gras, und der Jagdinstinkt sagte Don Camillo, daß es sich nicht um ein Huhn oder eine Katze handelte.

Don Camillo rührte sich nicht; er ließ sogar die Rolläden vor seinen Augen herunter und tat, als schliefe er, um desto ungestörter beobachten zu können.

Wenige Augenblicke später tauchte aus der Futterwiese etwas Dunkles auf, dann etwas Helleres, und Don Camillo fühlte die Augen des Mägerleins auf sich gerichtet. Er hielt den Atem an, und nach einer Weile, von Don Camillos Reglosigkeit beruhigt, wandten sich diese Augen einem anderen Ziel zu.

Das Mägerlein verfolgte das Spiel der Kinder mit so heißem Interesse, daß es schließlich alle Vorsicht vergaß und den ganzen Kopf aus dem Gras streckte, um besser sehen zu können. Doch niemand bemerkte es, und Don Camillo war froh darüber.

Plötzlich duckte sich der Kopf wieder im Gras und verschwand. Ein großer Gummiball, mit dem die Gruppe der Größeren sich vergnügte, flog, von einem besonders übermütigen Fußtritt getroffen, über den Zaun und landete gut fünfzehn Meter vom Spielplatzrand entfernt in der Luzerne.

„Hochwürden! Der Ball ist in die Wiese gefallen! Dürfen wir ihn holen?“

Don Camillo tat, als schrecke er aus dem Schlaf auf. „Schon wieder?“ schimpfte er laut.

„Wie oft habe ich euch gesagt, ihr sollt aufpassen! Das Gras darf doch nicht zertrampelt werden! Zur Strafe ist’s für heute aus mit dem Ball. Laßt ihn, wo er ist, ihr könnt ihn morgen holen. Und jetzt laßt mich in Ruhe, ich will schlafen!“

Die Buben maulten ein wenig, dann fanden sie einen alten, aus Lumpen genähten Ball und spielten damit weiter, während Don Camillo sich wieder hinlegte und den Schlafenden spielte.

In Wirklichkeit war er wacher denn je.

Zehn Minuten später begann die Luzerne sich zu bewegen, doch der Kopf des Mägerleins erschien nicht wieder. Und das Wogen des Grases entfernte sich vom Zaun. Das Mägerlein schlich sich also davon; allerdings nicht zum Rand der Wiese, sondern, wie die Bewegung im Feld verriet, eher gegen die Mitte zu.

„Der Schläuling kriecht querüber“, dachte Don Camillo, „und verschwindet dann entlang der Hecke am Kanal.“

Jedoch das Mägerlein hielt an einer bestimmten Stelle inne, wechselte dann die Richtung und strebte entschlossen nach links.

Der Pirat hatte sich also des Balles bemächtigt und brachte seine Beute in Sicherheit.

„Na, du Strolch!“ brummte Don Camillo vor sich hin, als e die Taktik des Graskorsaren durchschaute.



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