Um Kopf und Kragen by Henner Kotte

Um Kopf und Kragen by Henner Kotte

Autor:Henner Kotte
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BEBUG Verlag
veröffentlicht: 2013-12-31T16:00:00+00:00


Quellen

Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Potsdam

Friedrich Karl Kaul: Die schießwütigen Grundbesitzer. Berlin 1966.

Julius Mader: Mord im Petzower Schloßpark. Weltbühne, o.J.

Gebhard Falk: Dr. Alfred Mehlhemmer. O.O., o.J.

Hasenmaul

Der Serienmörder Stefan Kleiczig, 1938–1944

»Ich gehe in die alten Eichen von Rackelsdorf und nehme Bolko mit. In etwa drei Stunden bin ich zurück. Jetzt scheint so schön die Sonne. Ich will mal zu meiner Steinpilzstelle«, sagt Inge Michelstedt und verabschiedet sich von ihren Eltern. Es ist Samstag, der 17. September 1938. Die Brunft der Hirsche hat gerade begonnen. Die 17Jährige kehrt nicht zurück. Nach Stunden findet sie der Vater: Verletzt, kaum bei Bewußtsein. Mit einem Seil wurde Inge Michelstedt zu Boden gerissen. Eine Vergewaltigung wurde versucht. Bolko, der Hannoversche Schweißhund, hat den Täter in die Flucht gezwungen. Mit einem Messer hat er auf das Tier eingestochen. In einer Schlinge findet man schwer verletzt Bolko. Das Seil der Tat wurde auf Michelstedts Forsthof gestohlen. Einen Soldaten im Schwarz der stationierten Panzerbrigaden hat man gesehen. Ein Fetzen Stoff bestätigt diese Vermutung. Blutspuren werden verfolgt. Fingerabdrücke stellt die Polizei sicher und Schlingen. Mehr als zwanzig liegen im Wald aus. In einigen entdeckt man verendetes Wild.

Charakteristisch für den Wildschütz »ist schließlich auch ein spezieller Ehrenkodex. In den mit alten Wilderern geführten Gesprächen beriefen sich diese stets auf Regeln eines solchen Kodex, denn der ›echte‹ Wildschütz will mit dem bloßen ›Raubschützen‹ nichts zu tun haben. Als ›Raubschütz‹ wird jemand gesehen, der nicht waidmännisch jagt, der ›alles‹ schießt, also nicht davor zurückscheut, die Muttergeiß vom Kitz wegzuschießen, der Schlingen legt oder Fallen stellt, wodurch das Tier fürchterlichen Qualen ausgesetzt wird, und der sogar vor einem hinterlistigen Mord an einem Jäger nicht zurückschreckt.« Die volle Verachtung des Wildschützen trifft diese Verbrecher.

Der Täter von Rackelsdorf ist ein »Raubschütz«. Ein »echter Wildschütz« keineswegs. In den folgenden Jahren hinterläßt dieser Täter stets wieder seine Spuren. Brutal und mitleidlos Tier und Menschen gegenüber. Seine Opferliste verzeichnet nach sechs Jahren 19 Tote. Die Überlieferungen widersprechen sich. Die Kriegszeit tat ein Übriges bei der Bewahrung der Fakten. Die Jagd auf den »Raubschütz« endet 1944. Noch vor der Hinrichtung wird er beim Fluchtversuch erschossen. Name: Stefan Kleiczig.

Die Identität des Gewalttäters im Fall Inge Michelstedt ist 1938 schnell geklärt. Die Fingerabdrücke sind mit denen des fahnenflüchtigen Panzersoldaten Stefan Kleiczig identisch. Die Auskünfte der Wehrmacht ergeben, daß Kleiczig 34 Jahre alt ist und als Freiwilliger für eine längere Dienstzeit vor Jahresfrist in die Panzertruppe eingetreten ist. »Er stammt aus der Gegend von Zawadzki in Oberschlesien, wo er auf einer Wassermühle als Treckerfahrer gearbeitet hat. Kleiczig ist 1,78 Meter groß und breit, beinahe athletisch gebaut und wegen seiner Körperkräfte bekannt und oft auch gefürchtet. Im Allgemeinen gilt er als gutmütig. Nur wenn er getrunken hat, beginnt er gern zu randalieren und protzt seinen Kameraden gegenüber damit, wie gerissen er in seiner Jugend Forellen gefangen und Hasen und Rehe gewildert habe. Dabei sei er oft in brenzlige Lagen geraten und habe Zusammenstöße mit Förstern gehabt. Jedes Mal habe er mit erhobener Stimme erklärt: ›Aber fassen lasse ich mich nicht von den Brüdern!‹ […] Ein auffälliges Kennzeichen bildet seine Mundform.



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