Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) by Schacht Andrea
Autor:Schacht, Andrea [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-03-23T23:00:00+00:00
39. HERR OBERST ERHÄLT
SEINE PISTOLE ZURÜCK
Deutsches Herz, verzage nicht,
tu, was dein Gewissen spricht,
dieser Strahl des Himmelslichts,
tue recht und fürchte nichts.
Ernst Moritz Arndt
Was für eine Aufregung um dieses hysterische Weib! Wer war die überhaupt?
Oberst von Braunlage startete missmutig seinen Horch. Die erste Steigungsprüfung hatte er locker absolviert, der Wagen genügte wirklich allen Ansprüchen. Das hatte er dem Vertreter schon gestern am Telefon gesagt. Der hatte sich erfreut gezeigt, und er war auch nicht abgeneigt gewesen, ihm eine weitere auskömmliche Tranche postalisch zu überweisen. Morgen, in Hannover, würde er das Geld in Empfang nehmen können. Walte der Himmel, dass Trixi nichts davon bemerkte. Die war ja nun mit dem Zug vorausgereist und würde – hoffentlich – in Berlin auf ihn warten, um seinen Sieg mit ihm zu feiern. Sie hatte nur noch ein Taschengeld dabei, die Fahrkarte und die Hotelbuchung hatte Thalheimer organisiert.
War ja doch zu was nütze, der Mann.
Die nächsten hundert Kilometer waren wieder so eine Knochenbrecherstrecke. Bei Werdohl gab es noch mal eine üble Steigung, bis Soest würde es kurvig, dann aber einigermaßen eben und gerade. Dort durfte der Horch mal zeigen, was er an Geschwindigkeit draufhatte.
Dass es jetzt anstrengend wurde, war Oberst von Braunlage ganz recht. Er raunzte seinen Adjutanten an, laut und deutlich zu sprechen. Der Kerl war eine Niete und zuckte jedes Mal schuldbewusst zusammen, wenn er zu ihm hinsah. Heute Morgen hatte er ihn zusammengestaucht. Richtig runtergemacht. War der doch schuld daran, dass seine Dienstpistole verschwunden war. Rumgestammelt hatte der Wicht, wüsste nichts davon, hatte sie nie angerührt! Aber wer denn sonst? Trixi gewiss nicht. Die hatte eine peinliche Angst vor der Waffe. Wenn es nach ihr ging, würde er sie gar nicht tragen.
»Wenn die aus Versehen losgeht, Ottolein, dann könnest du mich damit erschießen. Oder dir selbst wehtun. Wo ich doch kein Blut sehen kann.«
Weiber.
Aber … Weiber logen manchmal. Was, wenn das Getue nur gespielt war? Was, wenn sie die Pistole an sich genommen hatte und beim nächsten Halt auf ihn wartete? Ihn bedrohte und mehr Geld forderte?
»Rechts, Herr Oberst. Rechts!«
»Idiot!«
Von Braunlage verriss das Steuer, und der Horch schleuderte durch die Kurve. Gut, dass keiner hinter ihnen war. Musste sich mehr auf die Strecke konzentrieren, verdammt. Hier würde ihn keiner erschießen.
Es begann wieder zu tröpfeln. Barsch wies er den Adjutanten an, die Scheibenwischer zu betätigen. Mit dröhnender Hupe beschleunigte er und fuhr an den Steyr vor sich heran. Der wich aus, und er zog vorbei. Gutes Pferdchen, das. Richtig Wumm unter den Kolben!
Da, die Winkeheinis. Fliegender Start, die Anhöhe hoch. Kurven eng genommen, saubere Straßenlage. Irgendwas klapperte im Wagen. Verflucht, jetzt keinen weiteren Ausfall.
Noch eine Kurve und noch eine. Rutschiger Scheiß auf der Piste.
»Mann, wischen Sie die Scheiben!«
»Verzeihen, Herr Oberst, links, Spitzkehre, scharf links!«
»Scheibenwischer, Sie Hempel!«
Der Hempel hupte, die Scheiben blieben nass. Oberst von Braunlage griff selbst zum Hebel. Lenkte gegen, schlitterte ein Stück, fing den Wagen wieder. Das Klappern wiederholte sich.
»Stellen Sie das Geräusch ab!«, fuhr er den kopflos an den Hebeln zerrenden Adjutanten an.
»Kann ich jetzt nicht. Rechts abwärts, Herr Oberst, bremsen!«
Das sah von Braunlage nun selber ein.
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