Totenschein inklusive by Werner Toelcke

Totenschein inklusive by Werner Toelcke

Autor:Werner Toelcke [Toelcke, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-28T17:00:00+00:00


16.

„Du hast also seine Stimme gehört, als du ins Penthouse kamst?“, wollte Sibill wissen.

„Ja natürlich, die wies mir überhaupt den Weg“, erwiderte Henry. „Durch die Halle hindurch hörte ich Huberty in einem angrenzenden Raum mit jemandem reden.“

„Kam es dir nicht merkwürdig vor, dass er dich nicht am Fahrstuhl begrüßte? Du warst doch vorher nie da oben gewesen.“

„Es bestätigte nur meinen Eindruck von ihm. Was für ein Flegel, dachte ich.“

„Und den Gedanken, dass es gar nicht seine Stimme war, hattest du nicht?“

„Aber es war doch seine Stimme.“

„Ja schon, aber nicht live, wie man sagt, nur so ... vom Tonband eben.“

„Nein, darauf bin ich nicht gekommen. Ich hab ihn ja im Sessel sitzen sehen. Das heißt: Eigentlich sah ich nur den weißen Haarschopf hinter der Rückenlehne. Aber ich sah auch die Hand mit dem Mikrofon auf der Armlehne. Ich dachte, dass er was auf Tonband diktierte, irgendeinen Schmonzes über die Hotels. Und ehe ich heran war und sehen konnte, was wirklich los war, schickte er mich zur Anrichte hinüber. Ich sollte was zum Trinken einschenken. Ja, und dann sagte er noch, dass Jomeyer wegen eines anderen Termins nicht dabei sein könnte. Genau so war es. Ich glaubte wirklich, dass er mit mir sprach.“

„Das mit dem Tonband kann nur einen Sinn gehabt haben, Henry“, sagte sie. "Der Mörder musste dich eine Zeit lang am Tatort festhalten. Er wollte selbst erscheinen, und zwar mit der Polizei. Du solltest direkt bei der Leiche festgenommen werden!“

Es waren genau seine Gedanken, die Sibill aussprach. Sie fuhren inzwischen auf der A7 in Richtung Nordheide. Vor zwanzig Minuten hatten sie die Polizeiuniform und die darin eingewickelte Dienstpistole vor dem Eingang des Polizeipräsidiums abgelegt. Das hatte Sibill vorgeschlagen. Es machte Henrys strafbare Handlung zwar nicht kleiner, aber es könnte immerhin so etwas wie eine Geste sein.

Henry Berger fragte: „Die Tür im Penthouse war von innen verriegelt, Sibill! Wie ist der Mörder von da oben weg gekommen?“

„Über den Fluchtweg!“

„Und wie geht der?“

„Über den Dachgarten! Es gibt zwei Türen, die eine ist oben auf dem Dach und die andere im obersten Stockwerk des Bürogebäudes. Dazwischen eine Treppe. Auf den Dachgarten hinaus gibt es von allen Zimmern Zugänge, auch von der Küche. Es ist ganz einfach, Henry! Der Mörder wartet, bis du in der Wohnhalle bist. Dann geht er zur Eingangstür und verriegelt sie. Danach verschwindet er über die Küche zum Dachgarten und von dort ins Bürogebäude. Mit dem Fahrstuhl fährt er direkt in die Tiefgarage. Dort ist zu dieser Zeit niemand. Über eine Hintertür kommt er auf einen Hof, von dem auf einen zweiten und auf die Ferdinandstraße. Er steigt in seinen Wagen, kurvt um den Block und erscheint in der Eingangshalle des Bürogebäudes. Er fährt zum Penthouse hinauf, klingelt, kommt wieder herunter und alarmiert die Polizei. Eine Angelegenheit von wenigen Minuten!“

„Aber die eigene Tochter?“ Berger schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht glauben -! “

„Überleg doch mal, Henry! Wer erschien am Tatort?“

„Marion.“

„Na also!“

„Aber warum? Warum sollte sie ihren Vater umbringen?“

„Sie erbt das ganze Vermögen!“

Henry Berger nahm einen Moment seinen Blick von der Fahrbahn und sah Sibill grinsend an.



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