Tochter der Elbe: Historischer Roman (German Edition) by Ricarda Jordan

Tochter der Elbe: Historischer Roman (German Edition) by Ricarda Jordan

Autor:Ricarda Jordan [Jordan, Ricarda]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783838754109
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2014-09-15T22:00:00+00:00


KAPITEL 9

In der nächsten Zeit versuchte Hilke, sich an das Leben bei Hofe zu gewöhnen. Als Frau eines verdienten Ritters wurde sie selbstverständlich in den Kreis der Hofdamen der Königin aufgenommen, hatte sich also jeden Tag in Juttas Gesellschaft einzufinden und wurde oft auch dazu abberufen, ihr kleine Dienste zu leisten. Die Hofdamen warteten der Königin auf, berieten sie bei der Auswahl ihrer Kleidung und halfen beim Umkleiden. Schwere Arbeit war das eigentlich nie, im Grunde erfüllten sie eher die Funktionen von Freundinnen oder Gesellschafterinnen. Junge Mädchen wie Adelheid erhielten nebenbei eine Art Erziehung. Sie lernten – durch Beobachtung, aber auch durch gezielten Unterricht –, wie man kluge Gespräche führte, einem Haushalt vorstand und mit dem Personal umging. Vor allem, wie Hilke Hein verdrießlich berichtete, schien es bei Hofe jedoch darum zu gehen, auf möglichst vergnügliche Art die Zeit totzuschlagen. Bei schönem Wetter ritt man aus – mit oder ohne männliche Begleitung, beschäftigte sich mit der Falkenjagd oder sah den Rittern beim Kampfspiel zu, in dem diese sich täglich übten. Arne von Schwerin zeichnete sich darin besonders aus, und die Königin rief ihn anschließend oft zu sich, um ihn mit kleinen Geschenken für seine Leistungen zu ehren, die er unter ihrem Zeichen erbrachte. Sie blieb dabei immer freundlich neutral, doch mitunter meinte Hilke, ihre Augen aufblitzen zu sehen – und ab und zu wanderte ihr Blick auch triumphierend zu Hilke hinüber.

»Als ob es mir nicht völlig gleich wäre, welche Stofffetzen er an seine Lanze bindet«, bemerkte Hilke unwillig, als sie Hein und Karen davon erzählte.

Bei schlechtem Wetter saßen die Frauen zusammen, machten Handarbeiten, plauderten dabei oder lasen einander vor. Sie übten sich im Tanz und im Lautenspiel, und wann immer möglich empfing die Königin Dichter oder Musikanten an ihrem Hof, die Frauen und Ritter unterhielten. Mitunter versuchten die Höflinge sich auch selbst in der Dichtung – eifrige Minneherren überboten sich darin, die Schönheit und Milte ihrer Damen zu preisen. Arne von Schwerin hielt sich hier tunlichst zurück. Frau Jutta führte zwar einen Minnehof, aber dennoch war man in Roskilde nicht sehr fortschrittlich – Dichtkunst und Lautenspiel galt als weibisch.

Hilke fand das Leben am Hof zwar mitunter befremdlich, hätte jedoch nichts dagegen gehabt, die Annehmlichkeiten zu genießen, solange ihr Kind in ihr heranwuchs. Frau Jutta ließ allerdings keine Gelegenheit aus, der Rivalin das Leben schwerzumachen. Wenn es um kleine Dienste ging, konnte Hilke ihr nichts recht machen. Sie schalt sie dann vor den anderen Hofdamen und machte sie lächerlich. Häufig trug sie ihr Dinge auf, die eigentlich den Zofen und Mägden oblagen, von denen es auf der Burg reichlich gab. Hilke ließ sich dazu anstellen, da sie nicht wusste, was ihrem neuen Stand gemäß war und was nicht. Adelheid schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie die junge Frau einmal beim Reinigen des Nachttopfes der Königin entdeckte.

»Das musst du nicht machen, Hilke!«, erklärte sie. »Wenn sie dir so etwas aufträgt, ruf eine Magd. Und sag jetzt nicht, es mache dir nichts aus! Du lässt dich demütigen, und das ist nicht gut für deine Stellung hier.



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