The Agony of Flies by Elias Canetti

The Agony of Flies by Elias Canetti

Autor:Elias Canetti
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Farrar, Straus and Giroux


VI

Empfindlichkeit, die keinen Spott erlaubt. Rousseau als das Anti-Lukianische in der Literatur. Rousseau beißt nicht. Seine Sätze dienen nicht als Werkzeug der Zerkleinerung. Alles ist auf Verbesserung hin angelegt, aus Krankheit strebt alles nach Gesundheit. Das Gute ist nicht unbekannt, es war schon da und muß wiederhergestellt werden. Das Gute hat eine unerschütterliche Meinung von sich und mißtraut Mächtigen, die es auch verachtet. In Voltaire gerät Rousseau an das Lukianische, das im französischen Wesen des 18. Jahrhunderts zu einer Art von absoluter Macht gelangt ist. Nach Rousseau wird – sobald die anderen erkennen, daß das Gute seine höchste und selbstverständliche Instanz ist – unaufhörlich geschnappt, er ist – daran ist nicht zu zweifeln – von einer Meute von Feinden umringt, und sein Verfolgungsgefühl ist berechtigt. Daß er nicht immer genau erkennt, von wem der letzte Feindschaftsakt ausgeht, ist nicht zu verwundern. Es sind ihrer zu viele, sie folgen sich zu rasch, instinktiv tut er das Richtige, um sich seiner Paranoia zu erwehren: er wechselt häufig den Standort.

In seiner Verwirrung wird der Mensch, der daran war, alles zu vernichten, wieder ergreifend.

Vielleicht gibt er’s im letzten Augenblick auf.

Für wie lange?

Es gibt Sätze in der Bibel, die auf Umwegen und von jeder Frömmigkeit entbunden, zu einem wiederkehren. Einer, der in solchen Sätzen besonders erfahren war und es wußte, war Goethe.

Er verscherzt sich alle Freunde, indem er sich des Anspruchs entkleidet.

Laß ihn nur rauschen, er klatscht sich Beifall.

Es ist an Tieren etwas, das ihn besänftigt, an allen nämlich, die ihn zum Verstummen reizen.

Er horcht im Weltraum auf letzte Gedanken.

Vernichtungs-Schwätzer, und in der Sprache, in der es das Wort ›Vernichtung‹ gibt.

Rückkehr zu Sophokles:

Die Mädchen von Trachis

Jole, der eigentliche Gegenstand des Unglücks von Herakles und Dejaneira, ist stumm. Sie erscheint, sie fällt Dejaneira auf, doch sie spricht nie ein Wort. Sie schwindet ins Haus und erscheint nie wieder. Diese in Worten ausgesparte Figur ist, was mich an diesem Stück wirklich bewegt. Alles geschieht um sie. Sie hat erst keinen Namen, er wird verleugnet. Dejaneira fühlt sich von ihr angezogen; doch dann stellt sich heraus, daß ihr Name wie ihre Geschichte am Marktplatz öffentlich ausgerufen worden sind und nur von Dejaneira geheimgehalten wurden.

Herakles liebt sie so, daß es inmitten seiner Brände zu seinem letzten Wunsch wird, Hyllos, sein Sohn, möge sie heiraten.

Philoktetes

Spiel der Verstellung. Entwandlung zur Wahrheit: Neoptolemos. Felseninsel, der einsame Philoktet. Seine Schmerzen. Sein Anfall. Danach der Schlaf. Sein Wert ist sein Bogen, von Herakles hinterlassen, zum Dank für den Feuertod aus ebensolchen Giftschmerzen.

Ein frauenloses Stück. Keine Frau wird darin erwähnt. Die Feigheit des Odysseus: er flieht vor der Drohung des Bogens, den Neoptolemos hält.

Merkwürdig einsam das Stück über Philoktet. Keine Masse nah dahinter, die Kämpfenden um Troja weit überm Meer. Es spielt alles in der Nähe der Doppelhöhle.

Das Leiden des Philoktet über zehn Jahre hinausgezogen, immer erneuert, durch Schlaf nach jedem Anfall unterbrochen. (Im Gegensatz zum raschen, verzehrenden Schmerz des Herakles.)

Der Starrsinn des Philoktet ist ein Starrsinn durch Schmerz.

Die Gewöhnung an ihn, an seine Stätte, ist wirksamer als die ans Alter.

Der Schluß, das Erscheinen des



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