Tee? Kaffee? Mord! Tod im Morgenrot by Ellen Barksdale

Autor:Ellen Barksdale [Barksdale, Ellen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7517-3798-2
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2023-01-28T00:00:00+00:00

»Wie lange wollen Sie mich eigentlich hier festhalten?«, fragte Iverman zum wiederholten Mal. »Wir haben inzwischen halb zehn!«

»So lange, bis der kleine Craig von einem Erziehungsberechtigen aus dem Bällebad abgeholt wird«, gab Ronald gelassen zurück, während er an den Arrestzellen seiner Polizeiwache von Earlsraven vorbeiging, um eine Akte aus dem Archiv zu holen.

»Das dürfen Sie gar nicht«, protestierte der Mann. »Ich will sofort meinen Anwalt anrufen.«

»Tut mir leid, die Telefonanlage ist defekt.«

»Ich habe es doch klingeln hören!«

»Es kommen nur Anrufe an, aber es gehen keine raus«, behauptete der Constable, kurz bevor er die Tür zwischen den Zellen und dem Empfangsbereich schloss.

»Dann lassen Sie mich mit meinem Handy telefonieren!«, forderte Iverman ihn noch auf.

Ronald schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das geht nicht. Sie könnten unter dem Vorwand, telefonieren zu wollen, belastende Daten löschen. Das kann ich nicht zulassen.«

»Belastende Daten?«, fragte Iverman gereizt. »Was denn für belastende Daten? Habe ich irgendwem was getan?«

»Vielleicht trifft ja genau das Gegenteil zu, und Sie haben gerade nichts getan«, hielt Ronald dagegen. »Vielleicht haben Sie von dem Zwischenfall in der Nähe Ihres Ackers sehr wohl etwas bemerkt und nichts unternommen, um zu helfen.«

»Ich weiß nicht mal, wovon Sie reden«, knurrte Iverman.

Ronald hatte sich gerade wieder an seinen Schreibtisch gesetzt, als Olga hereinkam.

»Oh, hoher Besuch«, begrüßte er sie.

»Lange nicht gesehen, Constable«, erwiderte sie grinsend.

»Und? Irgendwelche neuen Erkenntnisse zu unserer Toten?«

»Nichts, was uns irgendwie weiterbringen könnte«, sagte sie und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. »Janice Bergman hatte keinen Alkohol und auch keine anderen Substanzen im Blut, die da nicht hineingehören. Sie hatte keine Verletzungen von ihrem ›Unfall‹ davongetragen, sofern man von einem Unfall reden will. Der Wagen ist so langsam in den Graben gerollt, als hätte sie nur einparken wollen. Der hat nicht mal eine Schramme abbekommen. Jedenfalls keine neue, denn alte Kratzer und Beulen haben sich seit der Erstzulassung des Ford 1974 genug angesammelt.«

»Und der Kopfschuss?«, fragte Ronald.

»Den kann sie sich selbst zugefügt haben, oder jemand hat ihr die Pistole gegen die Schläfe gedrückt«, antwortete die Gerichtsmedizinerin. »Dann hat sie entweder selbst den Abzug betätigt, oder jemand hat seinen Finger auf ihren gelegt und abgefeuert. Denkbar ist beides. Aufgrund der dicken Kleidung lassen sich auch keine Druckstellen auf der Haut finden, durch die man darauf schließen könnte, dass jemand sie festgehalten hat.«

Ronald nickte nachdenklich. »Das heißt, wir können Abrahams derzeit nicht nachweisen, dass er etwas damit zu tun hat.«

»Im Augenblick nicht. Es ist natürlich eigenartig, warum diese Frau ihren Wagen in den Graben rollen lässt, dann aussteigt und sich erschießt. Man könnte es so deuten, dass jemand es als Unfall inszenieren wollte, jedoch nicht einschätzen konnte, mit welchem Tempo er in den Graben fahren kann, ohne sich selbst zu verletzen.«

Olga zuckte mit den Schultern. »Aber das ist nicht mehr als eine Deutung. Denkbar ist auch, dass Janice ihren Wagen am Straßenrand abgestellt und vergessen hat, die Handbremse zu ziehen. Sie ist losgegangen, um sich das Leben zu nehmen, und in der Zwischenzeit rollt der Wagen langsam in den Graben.« Olga machte mit beiden Händen eine Geste der Hilflosigkeit.

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