Survivor Dogs, Bd. 4 – Die finstere Gefährtin by Erin Hunter

Survivor Dogs, Bd. 4 – Die finstere Gefährtin by Erin Hunter

Autor:Erin Hunter [Hunter, Erin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-407-74517-0
veröffentlicht: 2015-02-15T00:00:00+00:00


10. KAPITEL

Der Schnee knirschte unter seinen Pfoten, aber er sank nicht ein. Er flog fast über den glitzernd weißen Boden, und obwohl ringsum alles voller Tannen war, öffneten sie sich vor ihm und machten ihm einen endlos schneebedeckten Weg frei. Er bewegte sich zu schnell, als dass seine Pfoten die Kälte auch nur hätten spüren können.

Lucky blieb stehen und schnupperte durch die eiskalte Luft. Wo war die Beute? Und welche Beute? Er erinnerte sich nicht einmal, wonach er gejagt hatte. Ein Kaninchen? Eine Ratte? Er wusste es nicht. Warum erinnerte er sich nicht? Weil ich träume …

Natürlich träumte er. Selbst jetzt, wo er stand, fühlte er keine Kälte an den Pfoten. Das hier ist nicht wirklich.

Der Wald rund um ihn schloss sich wieder und verbarg den schneebedeckten Pfad. Die Äste waren jetzt dicht verschlungen, und er musste sich mit den Schultern einen Weg bahnen, aber die Bäume kratzten ihn nicht, und die Dornen verhakten sich nicht in seinem Fell. Es war, als wäre alles aus Schnee. In der Ferne hörte er wütendes, rasendes Gebell.

Ich muss zu diesen Hunden. Ich weiß nicht, warum … aber ich muss.

Wieder lief er; wie ein gespenstischer Schatten bewegte er sich durch die Zweige. Viel später, als er erwartet hatte, lichtete sich das Gebüsch, und er stand auf einer freien Fläche, einer flachen Senke voll Schnee. Dort in der Mitte kämpften zwei Hunde auf Leben und Tod, sie rangen, bissen, knurrten. Und er kannte sie – Blade, die Scharfhündin, und Terror. Das ist der Sturm der Hunde … Aber bis auf diese zwei Hunde sind alle weg!

Der Körper des wahnsinnigen Hundes erzitterte bei jedem Hieb und jedem Biss, aber er stürzte nicht; er schlug weiter um sich, kämpfte brutal um sein Leben. Doch Lucky wusste, dass Terror gegen Blade keine Chance hatte. Als ein Schatten vorbeizog, blickte Lucky auf; der Himmel war dunkelgrau verhangen und Schneewolken bildeten einen dichten, unheilvollen Wirbel. Nun fing der Schnee an zu fallen: graue und weiße Flocken, die dicht an dicht herabsanken. Als sie auf den Boden trafen, wusste Lucky, dass sie sie alle ersticken würden. Doch die kämpfenden Hunde achteten gar nicht darauf. Da, eine Wende im Kampf – Lucky konnte den Blick nicht abwenden: Jetzt drängte Terror Blade zurück! Er würde gewinnen – gleich würde Terror die Alpha der Scharfhunde töten!

Eine Schneeflocke landete auf Luckys Seite. Statt einem sachten, kalten Kitzeln spürte er einen scharfen Schmerz. Lucky jaulte auf, aber kein Ton kam heraus.

Das ist ein Traum. Im Traum kann ich doch keinen Schmerz fühlen!

Und doch konnte er, und jetzt fiel der Schnee schneller auf sein Fell und stach ihn bei jeder Berührung. Irgendetwas stimmt nicht! Lucky fuhr herum und jaulte, während der Schnee ihn verbrannte – und dann wusste er es. Das war kein Schnee; das war zerborstener Lichtstein! Und der Schnee zu seinen Füßen – auch das war eine dicke Schicht winziger Lichtsteinsplitter. Überall um ihn herum fielen sie herab, stechende, blinkende Stücke, die ihm die Haut durchbohrten.

In Panik rannte Lucky los, aber er wusste nicht, wohin er sollte.



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