Stern der Macht 02 - Salomons Fluch by Elvira Zeißler

Stern der Macht 02 - Salomons Fluch by Elvira Zeißler

Autor:Elvira Zeißler [Zeißler, Elvira]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-19T22:00:00+00:00


Das Geräusch prasselnden Regens auf der Fensterscheibe riss Daniel aus seinem Schlaf. Verwirrt starrte er hinaus auf den bleiernen Himmel. Wie spät mochte es sein? Erin hätte schon längst zurück sein sollen! Hektisch sah er auf die Uhr und sein Herzschlag beruhigte sich allmählich. Es war erst früher Nachmittag. Aber wieso war es dann so dunkel? Daniel zuckte überrascht zusammen, als ein greller Blitz den Himmel zerriss und zählte die Sekunden – eins, zwei, drei – bis ein furchtbares Donnergrollen ertönte. Anscheinend hatte das Gewitter ihn noch nicht ganz erreicht.

Erin!, fuhr es ihm dann erschrocken durch den Sinn. Erin war irgendwo da draußen. Was war, wenn der Sturm sie überrascht hatte?

Hastig kramte er sein Handy hervor und drückte mit zitternden Fingern die Kurzwahltaste. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich ranging.

„Hallo?“ Ihre Stimme klang seltsam hohl, unbeteiligt, was aber auch an der schlechten Verbindung liegen konnte. Im Hintergrund hörte er den Wind heulen, konnte aber nicht sagen, ob es bei ihr oder bei ihm war.

„Erin? Geht es dir gut? Wo bist du?“, schrie er in den Hörer hinein.

„In der Kapelle.“ Ihr Ton jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Das hörte sich so gar nicht nach seiner optimistischen, lebensfrohen Erin an.

„Geht es dir gut? Bist du in Sicherheit?“

„Ja.“ Sie schien sich zusammenzureißen, denn ihre Stimme nahm nun wieder ein wenig ihren gewohnten Klang an. „Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Mir geht es gut.“ Daniel runzelte die Stirn. „Ist Gareth verletzt?“

„Gareth?“, fragte sie verständnislos zurück. „Keine Ahnung.“

„Ist er denn nicht bei dir?“

„Nein, ich konnte ihn nicht finden.“

Mist! Sie war also völlig allein da draußen. „Erin, ist es bei dir auch so stürmisch?“ Idiotische Frage. Er hörte doch, wie laut der Wind bei ihr pfiff. Sie sagte etwas, doch ihre Stimme ging im Donnergrollen verloren. „Was?“, schrie er.

„Ich komme gleich zurück.“

„Nein! Bleib, wo du bist!“, rief er erschrocken. Was war nur mit ihr los? Er hätte sie nicht allein dorthin lassen dürfen. „Erin, du darfst jetzt nicht raus! Es ist zu gefährlich. Bleib, wo du bist! Ich werde dich abholen. Vielleicht komme ich irgendwie mit dem Auto durch!“

„Warte!“, rief sie plötzlich. „Ich glaube, da draußen ist jemand.“

„Okay, aber leg ja nicht auf“, mahnte er sie. Er sah schon im Geiste einen psychopathischen Serienkiller auf sie zustürmen, auch wenn er wusste, dass die Vorstellung eigentlich absurd war.

„Gareth?“, drang plötzlich Erins überraschte Stimme an sein Ohr. Sie sagte noch etwas, doch es ging im Rauschen des Windes unter.

Und dann erklang die ruhige, feste Stimme des jungen Walisers. „Es ist alles in Ordnung. Mach dir um sie keine Sorgen. Wir warten ab, bis das Unwetter vorbei ist, und dann kommen wir zurück.“

„Danke“, erwiderte Daniel leise und trennte die Verbindung.

Gareth würde ihr strahlender Retter sein, nicht er. Er würde sie wärmen und ihr die Zeit vertreiben, vielleicht sogar für sie singen, mit dieser unglaublichen Stimme, die sie so faszinierte. Er würde auf sie aufpassen, bis es für sie Zeit wurde, zu ihrem hilflosen, kranken Freund zurückzukehren, der ihr nichts mehr zu bieten hatte.



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