Skagboys 01 by Welsh Irvine

Skagboys 01 by Welsh Irvine

Autor:Welsh, Irvine [Welsh, Irvine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-31T16:00:00+00:00


Anmerkungen zu einer Epidemie 5

Sie nannten ihn Andy. Obwohl er einen britischen Pass hatte, meinten viele Leute wegen seines Akzents, dass er Amerikaner sei. Er war ein eher fragwürdiger Typ, aber niemand störte sich sonderlich daran. Fremde kamen und gingen. Sie hatten das Recht, zu ihrer Vergangenheit zu schweigen oder ausladende Geschichten über sich und ihr Leben zu erzählen und neue Identitäten auszuprobieren, bevor sie wieder wie Geister in der Versenkung verschwanden. Wenn du Geld oder Dope hattest, wurden nicht viele Fragen gestellt.

Es hielt sich eine hartnäckige Version über seine Vergangenheit, die besagte, dass Andys Eltern irgendwann nach seinem vierten Geburtstag von Schottland nach Kanada emigriert waren. Im Jugendalter entfremdete er sich von seiner Familie und ging in die USA, wo er dem Marine Corps beitrat, um die US-amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Er wurde in Vietnam eingesetzt. Möglicherweise kehrte er von dort mit einem nicht diagnostizierten posttraumatischen Stresssyndrom heim. Vielleicht fiel es ihm aber auch einfach schwer, sich in das zivile Leben abseits der disziplinierten Militärstrukturen einzugliedern. So oder so zog er fortan von einer Stadt zur nächsten, bis er schließlich im Tenderloin District in San Francisco hängen blieb und sich als politischer Aktivist in der Bewegung der Vietnamveteranen engagierte. Aus unbekannten Gründen bekam er Ärger mit den Behörden. Als sie seinen britischen Pass sahen, schickten sie ihn ungeachtet seiner Verdienste für die US Army zurück in eine Heimat, die er gar nicht kannte.

Von Andy unbemerkt, wucherte in seinem Körper eine Krankheit, die er sich sowohl in Vietnam als auch durch die gemeinsame Benutzung von Injektionsnadeln in Tenderloin zugezogen haben könnte. Vielleicht waren aber auch Bluttransfusionen oder ungeschützter Geschlechtsverkehr schuld. In Edinburgh stieß er schon bald zu einer lose zusammenhängenden Gruppe von gesellschaftlichen Randfiguren, die ihn in ihrer Mitte aufnahm. Diese Leute hatten Zugriff auf die Medizin, die Andy brauchte. Da waren Swanney aus Tollcross, Mikey aus Muirhoose, der alte Hippy Dennis Ross, der verschlagene Alan Venters aus Sighthill, ein Langfinger aus Leith namens Matty und ein finsterer Biker, den man Seeker nannte: die Köpfe einer diffusen, oft untereinander verzankten Community, die mit jeder neuen Schließung von Fabriken, Warenlagern, Bürogebäuden oder Geschäften Zulauf bekam. Ohne dass er oder die anderen es ahnten, verwandelte sich Andy durch die gemeinsame Nutzung von Injektionsspritzen in den Schießbuden Edinburghs in eine Aids-Schleuder.



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