Rosa by Felix Theijssen

Rosa by Felix Theijssen

Autor:Felix Theijssen [Theijssen, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-10-15T16:00:00+00:00


»Quod erat demonstrandum«, bemerkte Nel klassisch, als wir vor dem Hotel standen und dem Rücken Hermiens hinterherschauten, die sich langsam watschelnd durch die Dorfstraße von uns entfernte. Es hatte aufgehört zu regnen und ich sah ein Stückchen Blau, aber dann und wann bliesen Windstöße neue Regenschauer von den Bäumen rund um die Kirche und die Schule auf der gegenüberliegenden Seite. Der Himmel war von einem Unheil verkündenden Schwarz, wie nach der Sintflut. Ringsum ertönte das Schreien und Johlen der Kinder, die sich auf dem Schulhof zum Unterrichtsbeginn um halb zwei versammelten, und kurz darauf folgte das Singen ihrer rührend hellen Stimmen, so glasklar wie frisch gespültes Kristall: Schiffer, darf ich überfahren? Hi, ha, ho?

Das gibt’s auch nur noch in Otterlo, dachte ich bei mir. Vielleicht auch noch in Rumpt. Und in Feerweerd. Ich schaute auf die Uhr. »Wir haben eine halbe Stunde Zeit, aber vielleicht ist man hier weniger auf Pünktlichkeit fixiert als in der verdorbenen Großstadt.«

»Du willst dich also nicht dazu äußern«, sagte sie. »Obwohl die Tatsache, dass wir mit unseren Ausreden echten Schaden anrichten, soeben überdeutlich wurde. Ich hoffe sehr, dass es eine schmerzfreie Methode gibt, einem prima Kerl wie Hulst zu erklären, dass wir ihn von Anfang an an der Nase herumgeführt haben.«

»Ich weiß ja auch nicht, was wir machen sollen«, erwiderte ich. »Möchtest du noch kurz bei Dufour vorbeischauen?«

Sie drehte sich um und überquerte die Straße hinüber zu unserem Auto, das halb auf dem Bürgersteig vor dem Rathaus geparkt stand. Dort blieb sie erneut stehen, die Gute war noch nicht fertig. »Die nächstbeste, schlampige, nichtsterile Operationsschwester erfährt ohne Weiteres, wen oder was du suchst und warum, und ein Verbündeter wie Hulst muss sich mit einer faulen Ausrede begnügen.«

Ich tippte mit der Schirmspitze auf den Bordstein, wie ein Blinder, der auf einen Samariter wartete. »Die nichtsterile Operationsschwester war nicht von der Polizei.«

»Ist Hulst auch nicht so richtig. Ich weiß nicht, ob eine Verbindung zu Victor de Vries besteht, aber wenn wir es herausfinden, dann nur dank Hulst. Es ist ohnehin ein Gotteswunder, dass einem so jemand über den Weg läuft.«

Ich ging zu ihr hinüber, öffnete die Autotür und legte eine Hand auf das nasse Autodach. »Wir erfinden solche Ausreden aus dem Stegreif, du genauso wie ich, weil das die einzige Chance ist, nicht vor verschlossenen Türen zu stehen, und die schnellste Methode, Informationen zu sammeln. Es gehört zu unserem Beruf. Wir sind von der Versicherung, vom Gesundheitsamt, von der Justiz. Dufour hat mich angerufen und deshalb bin ich hier.« Ich wischte mir die Hand an der Hose ab. »Es macht mir nichts aus, dämliche Leute zu belügen, aber manchmal läuft es eben schief und da reicht auch eine Flasche guter Cognac nicht, um die Sache wieder gutzumachen. Das ist mir durchaus klar.«



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