Portugiesische Briefe by Marianna Alcoforado

Portugiesische Briefe by Marianna Alcoforado

Autor:Marianna Alcoforado [Alcoforado, Marianna]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Insel-Verlag zu Leipzig
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Fünfter und letzter Brief

Ich schreibe dir zum letzten Mal … und ich hoffe, du wirst aus dem Unterschied meiner Ausdrucksweise und aus der ganzen Art dieses Briefes verstehen, daß du es endlich erreicht hast, mich zu überzeugen, daß du mich nicht mehr liebst, so daß auch ich dich nicht mehr lieben darf.

Ich schicke dir also mit der nächsten Gelegenheit alles, was ich noch von dir habe. Fürchte nicht, daß ich dir schreibe; ich werde nicht einmal deinen Namen auf das Paket schreiben. Ich habe Dona Brites gebeten, alles das zu besorgen; sie ist es gewohnt, meine Vertraute zu sein, freilich in Dingen, die von diesen hier sehr verschieden waren: ich darf mich auf sie besser verlassen als auf mich selbst. Sie wird alles Nötige tun, damit ich mit Sicherheit annehmen kann, daß das Porträt und die Armbänder, die du mir gegeben hast, wirklich in deine Hände kommen.

Wissen sollst du aber, daß ich mich seit einigen Tagen fähig fühle, diese Beweise deiner Liebe, die mir so teuer waren, zu verbrennen und zu zerreißen; nur hab ich dir leider so viel Schwäche gezeigt, daß du nie würdest glauben wollen, ich sei zu diesem Äußersten imstande gewesen … Aus dem Schmerz, den es mich gekostet hat, mich davon zu trennen, will ich mir schon eine Art Genuß herausschlagen, und dir kann ich wenigstens etwas Ärger damit bereiten.

Ich gestehe, zu deiner und meiner Schande, daß ich an diesen Kleinigkeiten mehr hing, als ich dir sagen will; ich mußte von neuem alle meine Einsichten durchgehen, um mich von jeder, im einzelnen, loszumachen; und das zu einer Zeit, da ich mir Glück wünschte, von dir schon völlig frei zu sein. Aber was erreicht man nicht, wenn einem Gründe haufenweis zur Verfügung stehen. Ich habe Dona Brites alles übergeben. Mein Gott, alle die Tränen, die es mich gekostet hat, mich dazu zu bestimmen! Du hast keine Ahnung von den tausend Unentschlossenheiten, die in einem aufgeregt werden können, und ich werde sie dir sicher nicht herzählen … Sie sollte, bat ich sie, mir nie davon sprechen, und mir diese Dinge nicht mehr vor Augen bringen, selbst wenn ich verlangte, sie noch einmal zu sehen; ich darf nicht wissen, wann man sie absendet.

Ich kenne das ganze Übermaß meiner Liebe erst, seit ich alle diese Anstrengungen machen mußte, mich von ihr zu heilen; und ich glaube, ich hätte nie den Mut gehabt, sie zu unternehmen, wenn sich hätte voraussehen lassen, wie schwer und schrecklich das sein würde. Es wäre auf alle Fälle eine mildere Qual für mich gewesen, dich weiterzulieben, trotz deines Undanks, als dich für immer aufzugeben. Ich entdeckte, daß ich nicht so sehr an dir hänge als an meiner eigenen Leidenschaft; du warst mir durch dein kränkendes Benehmen schon verhaßt geworden, aber es war wunderlich, wie es mich leiden machte, gegen sie anzukämpfen.

Der gewöhnliche Stolz der Frau hat mir nichts geholfen bei dem, was ich wider dich zu beschließen hatte. Ach, deine Verachtung war mir schon geläufig. Ich hätte auch noch deinen Haß ausgehalten und alle Eifersucht, die möglicherweise deine Neigung für eine andere in mir hervorgerufen hätte.



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