Pauly, Gisa by Küstennebel

Pauly, Gisa by Küstennebel

Autor:Küstennebel
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Zum Glück brauchte er während der Fahrt nicht zu reden. Guido bestritt die Unterhaltung mühelos allein. Er fand schon lange nichts mehr dabei, dass Erik sich damit zufriedengab, gelegentlich etwas zu bestätigen und ansonsten zu schweigen. Guido sprach ein paar Brocken Deutsch, weil er Lucia am Tag der Hochzeit versprochen hatte, so lange Vokabeln zu lernen, bis er sich mit ihrem frisch angetrauten Ehemann und den zu erwartenden Kindern unterhalten konnte. Das, glaubte er, sei inzwischen erreicht, aber aus seinem Kauderwelsch aus Italienisch mit eingeworfenen deutschen Wörtern wurde Erik selten schlau. Doch er fragte nie nach, denn Guidos Reaktion war dann, dass er alles noch mal in doppelter Lautstärke wiederholte und die wichtigen Wörter mehrfach wiederholte und mit ausdrucksvollen Gesten unterstrich. Das wollte Erik während der Autofahrt nicht herausfordern.

Er konnte also in Ruhe über den Mordfall Neuhaus nachdenken, über die Entführung von Verena Hermes und über den Tod von Manuel di Vago. Natürlich auch über Luana und Tizio. Er würde Tizio im Auge behalten und Luana auch, falls sie sich wirklich in Umbrien blicken ließ.

Als Guido den Lieferwagen, mit dem er Erik in Rom abgeholt hatte, auf dem Hof seiner kleinen Spedition abgestellt hatte, sah er sich suchend um. »La macchina! Auto! Wo ist?«

Die Antwort kam, noch ehe Erik den Vorschlag machen konnte, die paar Meter zu Fuß zu gehen. Aber da hatte er die Rechnung ohne den italienischen Macho gemacht, der jede noch so kurze Strecke auf vier Rädern überwindet. »No, no! Auto ist hier!«

Guidos knallroter Fiat tauchte hinter seiner Werkstatt auf, und über dem Lenkrad erkannte Erik das lachende Gesicht seines Sohnes. Wenn er seinen Schwager richtig verstand, war dieser im Nu davon überzeugt worden, dass er einem zukünftigen Formel-1-Fahrer Unterstützung zukommen lassen müsse. Angeblich durfte in Italien jedes Kind Auto fahren, solange es auf einem Gelände geschah, auf dem kein anderer was zu suchen hatte. Den Einwand, Felix könne in seinem Wagenpark Schaden anrichten, wehrte Guido rigoros ab. »Non, no, Felice fährt bene!«

Erik wollte nicht gleich in der ersten Stunde seiner Ankunft zu erzieherischen Maßnahmen greifen, deswegen schwieg er, wie es sowieso von ihm erwartet wurde. Dem konspirativen Blickwechsel zwischen Onkel und Neffen glaubte er zu entnehmen, dass die beiden es für klüger hielten, Felix nun auf dem Rücksitz Platz nehmen zu lassen, statt ihn während der kurzen Strecke hinters Steuer zu lassen. Was sollte auf den paar hundert Metern schon passieren? Den Verdacht, dass sein vierzehnjähriger Sohn in Italien den Straßenverkehr gefährden könnte, wurde Erik erst los, als sie vor dem Hause Capella anhielten. Danach schaffte er es nicht mehr, darüber nachzudenken, denn Lucias Familie saugte ihn ein.

Carolin schwebte gerade auf Spitzen über den Weg zwischen dem Zucchinibeet und den Olivenbäumen und ließ sich von ihren jüngeren Cousinen bewundern, Mamma Carlottas mittlere Tochter nahm die Wäsche von der Leine, ihr Sohn war noch immer mit der Reparatur seines Mopeds beschäftigt und ließ den Motor aufheulen so laut es ging. Dadurch fühlte sich der Hund aufgefordert, ebenfalls ein wenig Krach zu machen, und ein Huhn flog gackernd vorbei, das anscheinend die Orientierung verloren hatte.



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