Nightschool. Du darfst keinem trauen by C Daugherty

Nightschool. Du darfst keinem trauen by C Daugherty

Autor:C Daugherty [Daugherty, C]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-07-03T22:00:00+00:00


Siebzehn

Als Allie aufwachte, war sie allein. Sie hatte aber das keineswegs unangenehme Gefühl, dass Carter die meiste Zeit bei ihr gewesen war. Sie war mehrmals halb aufgewacht, weil sie schlecht geträumt hatte, und bildete sich ein, in ihrer erschöpften Benommenheit gehört zu haben, wie Carter »Alles gut. Schlaf jetzt« geflüstert hatte.

Sie richtete sich im Bett auf und schaute auf den Wecker. Kurz vor sieben.

Morgens? Oder abends?

Ein Blick aus dem Fenster zeigte einen Sommerabend. Sie hatte den ganzen Tag geschlafen.

Sie streckte die müden Muskeln. Ihr Magen knurrte so laut, dass sie zuerst gar nicht wusste, was sie da hörte.

»Hunger«, verkündete sie in den leeren Raum hinein.

Sie sprang aus dem Bett und ging schnurstracks zur Tür, bremste aber in letzter Sekunde ab, als sie sich im Wandspiegel sah. Ihre Haare standen ab, das Gesicht war rußverschmiert, und sie hatte immer noch dieselben Klamotten an, die sie irgendwann letzte Nacht angezogen hatte und die nun heillos zerknittert waren.

Sie schnitt ihrem Spiegel-Ich eine Grimasse. Oh, nee. Nicht mal ich kann in diesem Aufzug rausgehen.

Dann schnappte sie sich eine Haarbürste vom Schreibtisch und strich damit kräftig durch ihre verfilzten Haare. Sie wollte sich rasch umziehen, blieb aber mit den Schuhen, die sie dummerweise zuerst angezogen hatte, am Rock hängen und musste fluchend auf einem Bein auf und ab hüpfen, bis sie sich wieder entheddert hatte.

Sie blieb kurz vor dem Spiegel stehen, um sich den Ruß aus dem Gesicht zu wischen, dann stürzte sie, immer noch an ihrem Taillenband nestelnd, aus dem Zimmer, den leeren Gang entlang. Am Treppenabsatz blieb sie stehen.

Es war still. Unnatürlich still.

Ein furchtbarer Gedanke schoss Allie durch den Kopf: Was ist, wenn alle abgehauen sind, während ich geschlafen habe – und mich einfach vergessen haben?

Obwohl sie wusste, dass es absurd war, wurde sie von einem Gefühl der Angst befallen, während sie hastig die Treppen hinunterlief und nur das Getrappel ihrer Gummisohlen hörte. Im Erdgeschoss verlangsamte sie ihren Schritt: Grüppchenweise strebten die Schüler in den Speisesaal. Sie kam sich albern vor.

Natürlich waren sie nicht abgehauen. Es herrschte nur eine eigenartige Stille.

Du drehst langsam durch, schalt sie sich. Dann holte sie einmal tief Luft, um sich zu beruhigen, und schloss sich dem Pulk an.

Der Essensduft vermischte sich auf unangenehme Weise mit dem beißenden Geruch von verbranntem Holz und Putz. Auf der Suche nach bekannten Gesichtern schaute Allie sich um und bemerkte, dass einige ihrer Mitschüler Verbände trugen. Einer humpelte sogar auf Krücken.

Das nächtliche Chaos im Speisesaal war inzwischen beseitigt worden, doch die Tische waren nicht wie sonst fürs Abendessen üblich mit Kristall und Porzellan eingedeckt worden. Stattdessen standen stapelweise Teller auf jedem Tisch, die sich die Schüler gegenseitig reichten. Es brannten auch keine Kerzen – worüber Allie nach dem Feuer auch ganz froh war. Alle saßen schweigend da, als wüssten sie nicht recht, was sie sagen sollten.

Erleichtert stellte sie fest, dass Jo, Gabe und Lucas an ihrem angestammten Tisch saßen. Sie ging gerade auf sie zu, da tauchte Carter neben ihr auf.

»Hey.«

Als sie sich umdrehte und in Carters dunkle Augen sah, schlug ihr Magen Purzelbäume.



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