Muslim by Hamad
Autor:Hamad
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-02T05:00:00+00:00
Ich habe bald mein Versprechen gegenüber Gott vergessen und eilte am nächsten Freitag wieder aus der Moschee, sobald mein Vater seine Predigt mit dem Lob Gottes und seiner Propheten eröffnete. Dieses Mal ging ich direkt zum Haus von Anhaar und wollte klopfen. Sie musste gerade in der Wanne sitzen. Aber warum überhaupt klopfen? Sollte ich die Tür nicht einfach gewaltsam öffnen, und nicht nur die Tür? Soll ich ihr nicht zeigen, wie ein richtiger Mann ist und sie Schmerzen dabei spüren lassen, wie noch nie in ihrem Leben? Die Angst vor den Konsequenzen ließ mich doch weiter zu unserem Haus laufen, wo ich eilends auf das Dach stieg. Sie saß wie gewöhnlich in ihrer Wanne, aber diesmal mit dem Gesicht zu unserem Haus, als hätte sie auf mich gewartet. Ich saß am gewohnten Platz und schaute ihr tief in die Augen. Sie hielt den Augenkontakt eine Weile, senkte dann aber ihren Blick und biss aus Verlegenheit auf ihre blutroten Lippen. Wir schienen uns zu verstehen. Ich griff mir ungeniert in die Hose und vergaß dabei die Stimme meines Vaters und die ganze Welt um mich herum. Sie saß nur da und schaute ab und zu lächelnd und ein wenig benommen zu mir hinauf. Ich schickte ihr einen Luftkuss, den sie flüchtig erwiderte, und ging schnell nach unten, vollzog die rituelle Waschung, ging in mein Zimmer und betete. Auch wenn ich mich alleingelassen fühlte, auch wenn ich wusste, dass ich beim Beten nichts spüren würde, konnte ich mein Bedürfnis zu beten nicht ignorieren.
So ging es ein paar Wochen weiter. Der Freitag war der Tag, für den ich lebte.
Einmal kam ich aus der Schule und sah sie auf der Türschwelle ihres Hauses sitzend, das von uns nur ein paar Meter entfernt war. Ich begrüßte sie flüchtig mit einem hinterhältigen Lächeln. Sie antwortete in der schönsten Stimme, die ich bis dahin gehört hatte: »Herr Hamed, möge Gott dir Sicherheit und Ruhe geben.« Niemand hatte mich zuvor jemals so angesprochen. »Können Sie für mich einen Brief an meinen Mann schreiben?«, fragte sie in einem gelassenen Ton. Niemand war auf der Straße. Ich nutzte die Gunst der Stunde und eilte in ihr Haus.
»Möchten Sie Tee trinken?«
Ich lehnte höflich ab. Ich wollte etwas anderes.
»Dann vielleicht Limonade?«, fragte sie lächelnd und ging in die Küche, bevor ich antworten konnte. Nach einer Weile kam sie mit der frisch gepressten Limonade zurück und setzte sich direkt neben mich. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich stand plötzlich auf und sagte: »Ich gehe nach Hause, um Papier zu holen.«
Sie griff nach meiner Hand und sagte: »Ich habe welches gekauft.«
Selbst nachdem ich mich wieder gesetzt hatte, ließ sie meine Hand nicht los. So warm und so weich! Sie schien meine Nervosität zu genießen. Ich versuchte den Spieß umzudrehen.
»Kannst du denn nicht lesen und schreiben?«
»Doch, aber nicht so gut wie du«, erwiderte sie verschmitzt. Sie ließ meine Hand los und holte Papier und Stift unter dem Sofa hervor, als hätte sie alles geplant.
»Mein geliebter Mann. Ich hoffe, mein Brief findet dich in guter Gesundheit.
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