Mischpoke by Marcia Zuckermann & Marcia Zuckermann

Mischpoke by Marcia Zuckermann & Marcia Zuckermann

Autor:Marcia Zuckermann & Marcia Zuckermann [Zuckermann, Marcia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Verlagsanstalt
veröffentlicht: 2016-07-09T00:00:00+00:00


Etwas läuten gehört

Dass die Staatsanwaltschaft dahintergekommen ist, dass ich auf TOR unterwegs war, hat mich in milde Panik versetzt.

Egal wie, ich muss mir Gewissheit verschaffen. Ich hatte doch an alles gedacht: Damit man die IP-Adresse meines Computers nicht zurückverfolgen könnte, hatte ich extra ein Internetcafé im hintersten Wedding aufgesucht. Ironischerweise ist aber der hinterste Wedding von Berlin inzwischen die neue 'Mitte'. Das besagte Internetcafé lag, gemäß meiner veralteten West-Berliner Topographie, im neuen Berlin – und zwar genau gegenüber vom neuen BND-Quartier mitten in Berlin! Selbst angesichts dieser Mischung aus Fehlschluss und Situationskomik gelingt es mir trotz der sechseckigen grünen Psychopillen nicht, die gewohnten Lachsalven abzurufen.

In großen Leuchtbuchstaben steht nur eine Frage vor meiner inneren Stirnwand: Wer oder was hat mich verraten? Hoffentlich gibt es den Internet-Laden noch, bete ich. Im Zeitalter der Smartphones machen die Internetcafés doch alle dicht. Aber der hinterste Wedding, die 'neue Mitte' also, ist zum Glück immer noch ein netter kleiner Slum, in dem sich solche Geschäfte wegen der mangelnden Schufa-Bonität seiner Bewohner noch eine Weile lohnen.

Außer einem Afrikaner, der in einem versifften, halboffenen Kabuff so laut telefoniert, als müsste er bis nach Afrika schreien, und dem verfetteten, ungekämmten, lethargischen Mann am Tresen ist keiner da. Zum Glück derselbe Mann, der mich damals am PC eingewiesen hat, freue ich mich.

'Na, dass Sie sich hier noch blicken lassen!', pflaumt der mich anstelle einer Begrüßung empört an. Ohne dass ich weiter nachfragen muss, macht er seinem Ärger Luft: 'Da haben mir die Jungs von gegenüber hia für zwee Tage den Laden dichtjemacht und jeden PC durchgecheckt, nur weil Sie da auf irgendwelchen Seiten unterwegs waren, uff die man nicht darf …'

'Darf man aber, guter Mann, darf man!', fahre ich ihm in die Parade.

'Ist mir scheißegal! Zum Glück hatte ick ’ne Ausweiskopie von Ihnen! Wat ’n Glück ooch, dass ick an die jedacht hatte.'

Der Unsympath hat sich so in Rage geredet, dass er mit zittrigen Fingern hinter sich ins Regal greift und umständlich ein Blatt Papier hervorfischt. 'Sie, hier is’ de Rechnung! Ich kriege für den Spaß 560 Euro inklusive Mehrwertsteuer von Ihnen! Det deckt jrade mal die Unkosten für den Jeschäftsausfall für die Nummer, die Se mia da einjebrockt ham!'

Ich zeige ihm einen Vogel. 'Schicken Sie das doch an meinen Anwalt', sage ich so arrogant ich kann. In dem Moment ist der Afrikaner fertig mit seinem Telefonat. Mit Getöse tapst er aus seiner Kabine und schiebt sich raumfüllend zwischen mich und den geschäftsführenden Nörgler. Der Tresenmann muss sich um ihn kümmern. So schlängele ich mich unbemerkt aus dem Internetcafé. Draußen geht ein Wolkenbruch nieder. Die Autos pflügen tiefe Pfützen um. Auch ein freies Taxi kommt wie ein Speedboot herangerauscht. Ich stelle mich halb auf die Straße und winke. Eigentlich darf das Taxi in der ganzen Straße nicht halten. Der BND gegenüber hat ringsherum ein absolutes Halteverbot durchgesetzt. Die Folge: überall nur noch leere Läden. Abbruch-Berlin, denke ich mir und setze mich klatschnass in den haltenden Wagen. Der Taxifahrer sieht



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