Minnesota Winter: Eine Liebe in der Wildnis (German Edition) by Elli H. Radinger

Minnesota Winter: Eine Liebe in der Wildnis (German Edition) by Elli H. Radinger

Autor:Elli H. Radinger [Radinger, Elli H.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-01-31T05:00:00+00:00


HOFFNUNG

Im hohen Norden hatte der Frühling eingesetzt. Fast erkannte ich das Stück Land am Timber Lake nicht wieder. Überall taute der Schnee und machte undurchdringlichem Buschwerk Platz. Greg hatte meine Abwesenheit genutzt, für ein paar Tage als Wildnisguide zu arbeiten. Er wartete am Flughafen auf mich und küsste mich so stürmisch, als sei ich Monate fort gewesen.

Innerhalb weniger Wochen war der Wintertrail zugewachsen, so dass wir jetzt zum ersten Mal den Sommertrail zur Hütte nahmen. Mit einer Sichel, die er mit schmalen Lederstreifen an einem langen Stock befestigt hatte, schlug Greg den Weg durch das Dickicht frei. Wenn wir in den nächsten Wochen den Pfad regelmäßig nutzten, würde das Buschwerk weichen. Im Augenblick jedoch befand sich an vielen Stellen eine grüne Mauer. Die Wildnis vergisst die Spuren der Zivilisation rasch und wächst über Pfade, die wir Menschen einst mühsam geschaffen haben.

Schnell lebte ich mich wieder in den Alltag ein. Mein Körper hatte nichts vergessen. Nicht die harte Arbeit, aber auch nicht Gregs Zärtlichkeiten, nach denen ich mich in Deutschland so gesehnt hatte. In seinen Armen vergaß ich für kurze Zeit, was ich zurückgelassen hatte. Überall um mich herum wuchs neues Leben. Auch die Bären hatten ihre Winterruhe beendet und vergeblich versucht, den Kompost auszugraben.

In den nächsten Tagen lernte ich, wie man im Bärengebiet lebt. Die wenigen Küchenabfälle, die wir nicht verwerten konnten, wurden mindestens siebzig Zentimeter tief in der Kompostgrube vergraben. Es gab etwa ein halbes Dutzend Schwarzbären im Wald. Sie lebten in friedlicher Eintracht mit den Wölfen; beide gingen sich aus dem Weg. Die zwei Exemplare der Gattung Ursus americanus, die in unmittelbarer Nähe der Hütte ihr Revier hatten, waren extrem scheu. Bären können uns Menschen früh wittern und hören und sind blitzschnell verschwunden, wenn ein Zweibeiner auftaucht. Nur mit viel Glück bekommt man sie zu Gesicht. Jetzt im Frühjahr jedoch mussten wir besonders vorsichtig sein. Dann kamen die Bärenmütter mit ihrem Nachwuchs, den sie während der Winterruhe zur Welt gebracht hatten, aus den Höhlen. Bärinnen verteidigen ihre Kleinen bis aufs Blut, Wölfinnen mit Jungtieren dagegen sind für uns Menschen kaum eine Gefahr. Ihre Angst vor uns ist stärker als der Schutzinstinkt für die Welpen. Aber zwischen eine Bärin und ein Junges wollte ich mich nicht unbedingt stellen. Die wenigen Unfälle, die es gab, waren dennoch fast immer auf »menschliches Versagen« zurückzuführen.

Meinen ersten Bären traf ich kurze Zeit nach meiner Rückkehr. Ich war auf dem Weg zum Briefkasten. Die Schneedecke war dünn genug, so dass ich endlich den Pfad ohne Schneeschuhe laufen konnte. Die Stille des Waldes war wohltuend, als ich plötzlich vor mir auf dem Pfad etwas Dunkles sah, das sich bewegte und auf mich zukam. Das Schwarzbärenbaby war so beschäftigt, all die aufregenden Gerüche auf dem Weg zu beschnuppern, dass es mich nicht bemerkte. Entzückt beobachtete ich das Fellknäuel und machte mir gleichzeitig Gedanken um seine Mutter, die sich sicher in unmittelbarer Nähe aufhielt. Ich hörte ein Schnaufen hinter mir und sah aus den Augenwinkeln eine beeindruckend stattliche Bärin, die sich auf die Hinterbeine erhob, um Witterung aufzunehmen.



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