Mein Leben in 13 Runden by Ulli Wegner

Mein Leben in 13 Runden by Ulli Wegner

Autor:Ulli Wegner [Wegner, Ulli]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Neues Leben
veröffentlicht: 2017-02-22T23:00:00+00:00


6. KAPITEL – TEIL 2

Wir sind immer noch ein Team

Was mich bis heute mit Sven Ottke verbindet und warum mich nur drei meiner Ehemaligen duzen

Der »tolle Junge« – Sie wissen natürlich, dass ich Sven Ottke meine – und ich, wir sind nach wie vor immer zusammen. Nein, nicht mehr örtlich – sondern auf eine ganz andere Weise. Wir haben regelmäßig Kontakt, treffen uns bei den verschiedensten Terminen und veranstalten einmal im Jahr gemeinsam ein Box-Camp im Robinson Club auf Mallorca.

Aber ehe ich dazu komme, muss ich jetzt wirklich mal angeben. So eine richtige Sensation verkünden: Sven Ottke ruft alle paar Wochen bei mir an.

Wenn Sie jetzt ein bisschen komisch auf dieses Buch schauen und sich fragen, was daran das Besondere ist, dann erkläre ich es Ihnen gerne. Svennie ruft normalerweise niemanden an. Seine Frau natürlich und seine Kinder. Aber ansonsten freut er sich zwar, wenn sich jemand meldet – meistens zumindest. Aber das aktive Kontaktaufnehmen, mal durchklingeln, um zu quatschen, das war noch nie seine Sache.

Er macht lieber sein Ding, geht nach wie vor mit großem Ehrgeiz Golf spielen und hat sehr, sehr gerne seine Ruhe. Aber bei mir macht er eine Ausnahme, und ich freue mich sehr darüber. Weil ich den Respekt spüre, den er mir als Trainer und Mensch zollt. Man merkt die bleibende und immer noch wache Anerkennung unserer gemeinsamen Erfolge. Und das ist das Schönste, was ein Trainer überhaupt spüren kann.

Dass diese Verbindung nach Svens aktiver Zeit weiter besteht, ist schon außergewöhnlich. Wenn ich darüber nachdenke, dann bin ich fast nahe am Wasser gebaut. Weil es das Ausrufezeichen hinter seiner außergewöhnlichen Karriere ist.

Seien wir doch mal ehrlich: Wir haben nur einen deutschen Weltmeister, der ungeschlagen abgetreten ist. Und wir haben auch nur einen, der seine Karriere derart konsequent und diszipliniert durchgezogen hat. Alle drei Monate eine Titelverteidigung. Immer perfekt vorbereitet. 22 WM-Kämpfe bestritten, 22 gewonnen. Seinen IBF-Titel im Supermittelgewicht 21-mal in Folge verteidigt. Und dann auch noch den WBA-Gürtel dazugeholt.

Wahnsinn, wenn ich das alles noch einmal schwarz auf weiß sehe. Das sind, glaube ich, Rekorde für die Ewigkeit für einen deutschen Faustkämpfer.

Gerade beim Box-Camp auf Mallorca kommen viele Erinnerungen an diese tolle Zeit wieder hoch. Dort im Robinson Club bringen wir normalen Menschen, quer durch alle Berufsgruppen, unseren Sport näher – wobei auffällig ist, dass die Anzahl der Frauen von Jahr zu Jahr steigt.

Wir vermitteln den Teilnehmern gewissermaßen das Grundschulwissen des Boxens. Angriffsschläge und Verteidigungshandlungen, die richtige Fußstellung und andere Grundlagen. Wir passen da gut zusammen, arbeiten wie Kollegen miteinander, ergänzen uns gut, bringen den Leuten wirklich eine Menge bei – und haben auch einen Fehler gemeinsam: Wir sind mit nichts zufrieden.

Natürlich loben wir auch viel, aber das wird eben immer mit Anregungen zu Verbesserungen verbunden. Svennie wird dabei auch gerne laut, ruft dann Sätze wie: »Was war das denn, du schlägst ja wie meine Oma.« Ich bin der ruhigere Kritiker. Aber uns beide verbindet eben ein lange, sehr erfolgreiche Zeit. Eine Ära, in der wir den Boxsport mit messerscharfer Präzision und absoluter Disziplin trainiert und ausgeübt haben, so dass wir extrem hohe Ansprüche stellen.



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