Marni, Nicola by Die Tallinn-Verschwörung

Marni, Nicola by Die Tallinn-Verschwörung

Autor:Die Tallinn-Verschwörung
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


FÜNFZEHN

Der Zustand und vor allem das Ausmaß der Höhlen überraschte Hoikens. Hier waren genug Stollen und Kavernen in den harten Stein getrieben worden, um ein ganzes Regiment samt Ausrüstung und Waffen verbergen zu können. So groß schien die Truppe hier auch zu sein, denn es liefen etliche Soldaten herum. Die meisten waren Italiener, die an ihren hellen Tarnfarben und dem Faschistenzeichen am Ärmel zu erkennen waren. Hoikens sah aber auch Männer in anderen Uniformen und Nationalsymbolen. Viele stammten aus Ländern, in denen der Katholizismus eine starke Position innehatte, wie Polen, Spanien oder Österreich. Vor allem Letzteres ärgerte ihn. Seiner Meinung nach hätten sich die patriotischen Kräfte Österreichs der Nationalen Front in Deutschland anschließen müssen, anstatt ihre eigene Suppe zu kochen. Allerdings war er klug genug, sich seine Abneigung nicht anmerken zu lassen, sondern schritt neben dem Offizier her und verdrängte dabei Feiling von dessen Seite.

Der Major blieb vor einem Tor stehen, das von zwei Wachen mit schwarzen Helmen und geschulterten Schnellfeuergewehren bewacht wurde.

»Meldet dem General, dass unsere Gäste eingetroffen sind!«

Eine der Wachen salutierte und öffnete dann das Tor. »Herr General! Hier ist Maggiore Mazzetti mit den eben erschienenen Gästen.«

»Sollen hereinkommen!«

Hoikens fand die Stimme kraftvoll und angenehm. Der Raum, in den er trat, war so verkleidet, dass es aussah, als gehöre er zu einem Haus. Es gab sogar vorgetäuschte Fenster, durch die man scheinbar in eine toskanische Landschaft hinausschauen konnte. Dazu passte auch der schwere Schreibtisch mit dunklem Holz. Hinter diesem saß ein Mann in einer blendend weißen Uniform. Er trug eine Schirmmütze mit Goldlitzen und hielt einen unterarmlangen weißen Stab in der Hand, der in dem goldenen Faschistenzeichen endete, dem Beil im Rutenbündel. Sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte energisch, und nur das eisgraue Haar und der sorgfältig geschorene Kinnbart, der an einigen Stellen ebenfalls ergraut war, verrieten, dass er die Mitte seines Lebens schon überschritten hatte.

Beim Anblick der Gäste klemmte der Offizier seinen Stab mit dem Ellbogen ein und salutierte. »Gestatten, dass ich mich vorstelle? General Ghiodolfio, Oberkommandierender der Europäischen Befreiungsarmee.« Er sagte es auf Deutsch.

Unwillkürlich erwiderte Hoikens den militärischen Gruß. Die Augen des Generals leuchteten auf. »Sie haben gedient?«

»Jawohl, Herr General.«

»Offizier?«

»Ich hatte meine Bewerbung für die Offizierslaufbahn eingereicht, wurde aber von einem Mann verraten, den ich für einen Kameraden gehalten hatte. Man hat mich daraufhin verhaftet und anschließend unehrenhaft entlassen.«

Ghiodolfio trat erfreut auf ihn zu und ergriff seine Hand. »Seien Sie mir doppelt willkommen! Wenn der große Tag gekommen ist, wird Ihr Name wieder reingewaschen, und Sie werden den verdienten Rang in unserem neuen europäischen Reich einnehmen. Vorerst verleihe ich Ihnen den Rang eines Hauptmanns in unserer Armee, und ich bin mir sicher, dass Sie bald höher aufsteigen werden. Sie sind doch der Spezialist, der uns angekündigt wurde. Oder ist es dieser Signore hier?« Der General zeigte dabei mit seinem Kommandostab auf Feiling.

»Ich bin der Mann, den Sie erwartet haben. Dies hier ist unser Gesinnungsfreund Rudolf Feiling, einer der Anführer der freien Kameradschaften in Deutschland.« Mit diesen Worten gelang es Hoikens endgültig, Feiling bei Ghiodolfio auszustechen. Da der selbsternannte Führer



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