Maniac by Douglas Preston / Lincoln Child

Maniac by Douglas Preston / Lincoln Child

Autor:Douglas Preston / Lincoln Child
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2007-01-28T05:00:00+00:00


38

Mrs. Doris Green blieb an der offenen Tür zum Krankenzimmer stehen. Das nachmittägliche Licht schien durch die teilweise verdunkelten Fenster und warf friedliche Streifen aus Licht und Schatten auf das Bett ihrer Tochter. Ihr Blick schweifte über die medizinischen Geräte, die in regelmäßigem Rhythmus seufzten und piepten, und blieb schließlich auf dem Gesicht ihrer Tochter ruhen.

Es war blass und schmal, eine einzelne Locke ringelte sich über Stirn und Wange. Mrs. Green trat ans Bett und schob die Locke sanft an den richtigen Platz.

»Hallo, Margo«, sagte sie leise.

Die Maschinen seufzten und piepten weiter.

Sie setzte sich auf die Bettkante und fasste die Hand ihrer Tochter. Die Hand war kühl und federleicht. Sie drückte sie sanft.

»Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint, und der Winter scheint endgültig vorbei zu sein. Im Garten kommen die ersten Krokusse heraus, stecken einfach ihre kleinen grünen Spitzen aus der Erde. Weißt du noch, als du ein kleines Mädchen warst, erst fünf Jahre alt – du konntest es nicht sein lassen, sie abzupflücken? Einmal hast du mir eine ganze Faust voll halbzerdrückter Blumen gebracht, quasi den Garten leer geräumt. Ich war damals so verärgert …«

Ihre Stimme stockte, und sie verstummte. Einen Augenblick später betrat die Krankenschwester den Raum. Ihre Unbekümmertheit brachte ein wenig Normalität in die dünne Atmosphäre aus bittersüßer Erinnerung.

»Wie geht es Ihnen, Mrs. Green?«, fragte sie und arrangierte ein paar Blumen in einer Vase.

»Ganz gut, danke, Jonetta.«

Die Krankenschwester überprüfte die medizinischen Apparate, machte sich rasch Notizen auf einem Klemmbrett. Sie stellte den Tropf ein, untersuchte den Tubus, dann hantierte sie da und dort im Zimmer, arrangierte einen weiteren Blumenstrauß und stellte einige der Genesungskarten neu hin, die auf dem Tisch und der Abstellplatte standen.

»Der Arzt müsste gleich kommen, Mrs. Green«, sagte sie lächelnd und ging in Richtung Tür.

»Danke.«

Abermals senkte sich Stille über den Raum. Doris Green strich ganz leicht über die Hand ihrer Tochter. Die Erinnerungen kehrten zurück, überfielen sie ohne erkennbare Ordnung: wie sie mit ihrer Tochter vom Steg am See ins Wasser gesprungen war, den Umschlag mit dem Ergebnis ihrer College-Aufnahmeprüfung geöffnet hatte; wie sie zu Erntedank den Truthahn gebraten hatten, wie sie Hand in Hand am Grab ihres Ehemannes standen …

Sie schluckte und streichelte weiter Margos Hand. Da spürte sie, dass jemand hinter ihr stand.

»Guten Tag, Mrs. Green.«

Sie dreht sich um. Vor ihr stand Dr. Winokur, ein dunkler, attraktiver Mann in blütenweißem Kittel, der Selbstvertrauen und Mitgefühl ausstrahlte. Doris Green fühlte, dass es sich nicht nur um seine Art handelte, beruhigend mit Kranken umzugehen: Dieser Arzt sorgte sich wirklich um seine Patienten. »Können wir uns vielleicht draußen im Wartezimmer unterhalten?«, fragte er.

»Ich würde lieber hierbleiben. Wenn Margo uns hören könn te – und wer weiß, vielleicht kann sie’s ja –, würde sie alles wissen wollen.«

»Also gut.« Er hielt inne, nahm auf dem Besucherstuhl Platz, legte die Hände auf die Knie. »Kurz gesagt: Wir haben einfach keine Diagnose. Wir haben alle Tests gemacht, die uns einfielen; wir haben die führenden Koma- und Neurologiespezialisten des Landes konsultiert, im Doctors’ Hospital in New York und im Mount Auburn Hospital in Boston – und wir haben einfach noch immer keinen Ansatzpunkt.



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