Mallorca – My Love by Roderic Jeffries

Mallorca – My Love by Roderic Jeffries

Autor:Roderic Jeffries [Jeffries, Roderic]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105603239
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-07-30T00:00:00+00:00


Das Hotel Rocador lag einen Kilometer außerhalb von Porto Cristo. Der Ort besaß einen Naturhafen, der bei Seglern sehr beliebt war. Da das Haus gleich an der Steilküste stand, hatte man einen herrlichen Blick über das Meer. Es war ein Familienbetrieb, und obwohl fast alle Gäste Pauschalreisende waren, wurden sie respektvoll und zuvorkommend behandelt; mit dem Ergebnis, daß viele von ihnen jedes Jahr wiederkamen.

Der Empfangschef sagte, Vidal habe frei und sei wahrscheinlich in seiner Unterkunft in Porto Cristo. Alvarez fuhr zum Hafen zurück. Der Camino S’on Perragut am westlichen Stadtrand schlängelte sich bergan und endete oben in einer Sackgasse. Das Haus Nummer einundvierzig war das letzte rechts, und es fiel dadurch auf, daß die Blendläden violettfarben gestrichen waren.

Eine ältere Frau führte ihn durch das Haus und auf einen kleinen, geschlossenen Patio. Sie zeigte auf einen zweistöckigen Anbau und sagte, Vidal habe sein Zimmer in der obersten Etage.

Alvarez stieg eine Holztreppe hinauf, vorbei an drei Käfigen mit Kanarienvögeln, und gelangte an einen schmalen Treppenabsatz. Aus dem Zimmer tönte laute Rockmusik. Er klopfte an die Tür, wunderte sich jedoch nicht, als keine Antwort kam. Er öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Vidal lag, nur mit Boxershorts bekleidet, auf dem Bett und las in einer Illustrierten. »Was wollen Sie?« brüllte er.

»Zuerst einmal, daß Sie die Musik abschalten.«

Er zögerte, dann machte er den Kassettenrecorder aus.

»Cuerpo general de Policia.« Er wunderte sich nicht, als Vidal auf seine Eröffnung mit Mißtrauen und Ablehnung reagierte. Das taten die meisten Menschen, auch wenn sie absolut nichts vor der Polizei zu verbergen hatten. »Darf ich mich setzen?«

Mit einer geschmeidigen, eleganten Bewegung stand Vidal auf und ging zu dem einzigen Stuhl, der im Zimmer stand. Er nahm den Stapel von Illustrierten fort, der darauf lag, und machte dann mit der rechten Hand eine schwungvolle Geste.

»Bitte sehr, Señor.«

Alvarez fragte sich, ob er nur besonders höflich sein oder sich über ihn lustig machen wollte. Als er sich hinsetzte, knarrte der Stuhl bedenklich. Er hoffte, er würde nicht unter ihm zusammenbrechen, denn das Holz war durch und durch wurmstichig. »Ich ermittle im Mordfall Pablo Roig – Sie haben davon gehört?«

»Jemand im Hotel erwähnte es.«

»Das klingt nicht sehr betroffen. Dabei haben Sie ihn doch gekannt.«

»Im Gegenteil.«

»Heißt das, daß Sie ihm nie begegnet sind?«

»Das nicht; es heißt lediglich, daß ich ihn nicht kannte.«

»Sie geben also zu, daß Sie ihn in seinem Haus, Casa Gran, besuchten?«

Vidal deutete ein Nicken an.

»Wann war das?«

»Vor ungefähr einem Monat.«

»Kennen Sie Señorita Garcia, oder sind Sie ihr auch bloß begegnet?«

Falls Vidal die Ironie heraushörte, so ließ er es sich nicht anmerken.

»Ich kenne sie.«

»Schon lange?«

»Seit wir Kinder waren.«

»Wie würden Sie Ihre Beziehung zu ihr beschreiben?«

»Einem Fremden gegenüber überhaupt nicht.«

»Dann betrachten Sie mich als einen Freund. Haben Sie sie gern?«

»Natürlich.«

»Waren Sie in sie verliebt, ehe sie Roig kennenlernte?«

»Blöde Frage«, versetzte er in hochmütigem, verachtungsvollen Ton.

Alvarez, der normalerweise sehr langmütig war, riß die Geduld. Dieser junge Mann betrachtete das Mädchen jetzt wohl nur noch als eine fehlerhafte Ware, und ein Andalusier verlangte von einer Frau, daß sie unschuldig war, andernfalls käme sie für ihn als Ehefau gar nicht in Betracht.



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