Maddie Bd. 2 - Der Widerstand geht weiter by Katie Kacvinsky

Maddie Bd. 2 - Der Widerstand geht weiter by Katie Kacvinsky

Autor:Katie Kacvinsky
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2012-12-31T23:00:00+00:00


Kapitel Neunzehn

* * *

Ich wachte auf und die Gedanken bewegten sich durch meinen Kopf wie Wasser durch ein Flussbett. An einigen Stellen plätscherten sie träge dahin, an anderen strudelten sie hastig vorbei. Sie bildeten verwirrende Strudel hinter meiner Stirn. Sie überschwemmten mein Bewusstsein bis zum Überlaufen.

Meine Lider flatterten auf. Etwas hatte sich verändert. Ich fühlte mich, als würde ich im Inneren einer Wolke schweben, warm, weich und schwerelos. Keine Albträume. Kein kalter Schweiß. Aber trotzdem gab es einen gewissen Widerstand, wie ein prickelndes Energiefeld, das mich umgab. Es zog mich an und hielt mich fest. Warmes Sonnenlicht schien meine Augenbrauen entlangzuwandern. Dann ertönte eine Stimme.

»Ich bin es nur«, sagte Justin. Da wurde mir klar, dass ich Fingerkuppen spürte, die sanft über meine Stirn strichen. Sie sammelten die Splitter meines Bewusstseins ein und fügten sie zusammen. Sie leiteten mich in einen tiefen, stillen Canyon, wo ich Ruhe fand. Ich schaute mich um und stellte fest, dass wir am Ausgang des U-Bahn-Tunnels saßen. Justin hatte den Rücken an die Mauer gelehnt und ich benutzte seinen Körper als Polstersessel.

»Wie lange sind wir schon hier?«, fragte ich.

»Du bist eingenickt, und es hat angefangen zu regnen, also habe ich dich ins Trockene getragen«, sagte er. Ich nickte schläfrig. Justin wusste, dass ich wieder in Behandlung war und kaum noch Kraft hatte durchzuhalten. Er umarmte mich fester, sodass ich spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Er flüsterte mir ins Ohr: »Ich hätte dich eigentlich zurück in den Keller bringen sollen, aber ich war nicht bereit, dich jetzt schon loszulassen.«

Seine Stimme war fest genug, um mich darauf zu stützen. Ich wünschte mir, sie jede Nacht anschalten zu können, während ich einschlief. Ich wollte ihn an mein Bett setzen, damit ich beim Aufwachen als Erstes sein Gesicht sah. Vielleicht konnte ich das alles eines Tages haben. Ich versuchte mir vorzustellen, dass wir zusammenwohnten. Mein Leben musste nicht so bleiben, wie es jetzt war. Manchmal lässt sich die Gegenwart nur aushalten, indem man sich auf die Zukunft konzentriert.

Draußen schüttete es wie aus Kübeln. Regentropfen fielen vom Beton des Tunneleingangs auf den Boden und versickerten. Sie fingen das Licht der Straßenlaterne auf und schimmerten wie ein Vorhang aus Goldfäden. Die Pfützen hatten sich zu einem kleinen See vereinigt. Tropfen hämmerten darauf nieder und schlugen Hunderte spritzender Dellen in die Oberfläche. Überall platschte und prasselte es, als würden winzige Trommler eine Parade anführen. Justin hielt meine Hand und ich erwiderte die Geste kraftlos. Ich starrte auf die Sinfonie draußen. Ein Feuerwerk aus Wasser.

Ich atmete tief ein und stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Wunderschön«, murmelte ich.

Justin vergrub das Gesicht in meinen Haaren und ich zuckte nicht zurück. Meine Gedanken zogen wie Wolken vorbei, sammelten sich an einigen Orten, nur um gleich wieder zu verpuffen. Ich musste mich anstrengen, sie zusammenzuhalten. Justin drückte meine Hand und holte mich wieder in die Gegenwart. Ich erzählte, dass ich als Kind überzeugt gewesen war, Wasser würde magische Kräfte besitzen.

»Meine Großmutter hat damals lange Spaziergänge mit mir gemacht«, sagte ich. Meine Stimme hörte sich weit entfernt an, aber ich folgte entschlossen ihrem Klang und ließ mich von ihr führen.



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