Lvstprinzip by Lachner Theresa

Lvstprinzip by Lachner Theresa

Autor:Lachner, Theresa
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2019-02-14T16:00:00+00:00


Ein jahrtausendealtes Ritual

If you want romance, fuck a journalist.

W. H. Auden

Zurück in Berlin treffe ich Dirk, nein, halt, stop: Janaka – »Der, der viel bewirkt«, wie er sich seit seiner Mantraweihe in Rishikesh nennen darf. Janaka macht eigentlich in Sales Management, jetzt aber gerade in Krankgeschrieben-weil-Burn-out.

Eigentlich ist er Tantramasseur und will seine Leidenschaft nun zum Beruf machen und deswegen mal mit mir quatschen, um rauszufinden, wie das so läuft, wenn man es richtig macht. Networking halt, irgendwie. Dass ich dann im Gegenzug nach dem vierten Glas Wein »Und, zeigst du mir das dann mal mit diesem Tantra?« frage, ist eigentlich nur noch reine Formalität. Ich habe schließlich immer noch eine Fucket List abzuarbeiten.

Die Heilsversprechen von Tantra sind ja relativ vollmundig: Man fühle sich danach »wie neugeboren«, von einer ganz neuen Form der Selbstliebe erfüllt, endlich im Einklang zwischen Sexual- und Herzenergie, alte Traumata und Muster komplett aufgelöst. Sprich: Bäm, einmal richtig angefasst, schon schlagartig komplett heilig, Chakren clean.

»Ach so, du penetrierst noch? Das grenzt für mich inzwischen ja an Nekrophilie« hat mir mal ein besonders schlaumeieriger Freizeitguru in einem Interview mansplaint.

Was mich am Tantra-Wording immer schon stört, ist diese ständige Betonung von »männlicher« und »weiblicher« Energie. Die »Logik« und das »Chaos«, ja nö, schon klar.

Und natürlich auch diese sehr amerikanische Siebzieger-Jahre-Überwindungslogik von Traumata, die man auflösen muss, damit alles gut wird, damit man endlich mit seiner Weiblichkeit in Einklang kommt.

Ich bin vor allem deshalb auf Tantra gespannt, weil Orgasmic Meditation daraus einige Elemente übernommen hat, die ich ziemlich sinnvoll finde: die absichtslose Berührung, die klare Trennung zwischen Gebendem und Nehmendem, das streng Ritualisierte und dass man es zumindest theoretisch mit jedem machen könnte.

Warum also nicht auch jetzt mit Dirk aka Janaka?

Auf einer Technoparty wäre er mir nicht weiter aufgefallen. Jetzt tanzt er in einem orangeroten indischen Lendenschurz, auch Lunghi genannt, um mich rum, während ich, auch in so einem Teil, wie ein Seestern auf einer Matte auf dem Boden liege.

Dieses Zur-Abwechslung-einfach-mal-nix-machen-Müssen kommt einem als Selbstständige ja schon sehr entgegen. Sonst bin ich den ganzen Tag out there, schreibe am Fließband Artikel, verhandle, gebe Interviews, stelle mich dieser Welt – jetzt lasse ich einfach mal Dirk machen, der nun beginnt, mit einer Pfauenfeder an meinem Körper herumzukitzeln. Puh, ernsthaft?

Aus der Passivität heraus lässt es sich eben einfach auch wesentlich besser bewerten.

Auf einmal riecht es nach … warte mal, Chinapfanne?

Dirk beginnt, mich mit Sesamöl einzureiben, und ich bekomme direkt so Assoziationen mit dem Zwölf-Mark-neunzig-Asia-Wok-Buffet meiner Dorfjugend. Mmmmh, Bami Goreng.

Irgendwas sagt mir, dass da gerade ganz klar das falsche Chakra aktiviert wurde, aber ich will keine Spielverderberin sein.

»Darf ich deine Yoni berühren?«, fragt Dirk jetzt, nach sehr viel betont absichtsloser Oberschenkelmassiererei.

Joah, dafür sind wir ja auch irgendwie hier, oder?

Dafür, dass der Orgasmus nicht das Ziel ist, geht Dirk dann allerdings relativ zielstrebig vor. Jahrtausendealtes, heiliges Yoni-Ritual. Oder auch: Er holt mir halt einen runter.

Fühlt sich irgendwie an wie immer, also nicht ungut, technisch voll in Ordnung, aber eben doch so weit egal, dass ich auf einmal wie kopfschüttelnd neben mir stehe und mich



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