London Underground by Oliver Harris

London Underground by Oliver Harris

Autor:Oliver Harris
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blessing
veröffentlicht: 2014-09-04T16:00:00+00:00


28

Belsey setzte sich vor Terry Condells Zugbrücke in den Wagen. Ein neues Hobby klang nach einer ausgezeichneten Idee. Es war 20 Uhr 30, und langsam senkte sich die Nacht über Hadley Wood. Sie würde ebenso ruhig und ereignislos verlaufen wie jede andere Tageszeit. Kirsty Craik arbeitete schon an einem Haftbefehl gegen ihn: Entweder hatte Jayden Culler eine paar deftige Anschuldigungen erhoben, oder sie hatte die Bilder aus der Costa-Überwachungskamera bekommen und sich angesehen, was darauf geschah … oder beides. Er hatte nichts weiter als ein Puzzle.

P.U.Z.Z.L.E.

Er wählte Jemmas Nummer. Die Mailbox sprang an. Er studierte Terrys Markierungen in seinem A-Z, dann fuhr er wieder nach Süden in die City. Ein letzter Blick, dachte er. Seine nächste Fahrt durch London könnte gut hinten in einem Serco-Gefangenentransporter stattfinden.

Es kam ihm für die Tageszeit zu hell vor. Das Licht schien sich eher zu verdichten als zu zerstreuen. Die Feierabend-Drinks waren ausgetrunken, und nur wenige Gestrandete saßen noch vor den Pubs. Mittwochabend. Belsey legte den A-Z auf das Armaturenbrett und fuhr an der Oberfläche den Verlauf der Tunnel ab. Die Chancery Lane entlang vorbei am Prudential Building. 1952 wurde das General Post Office wegen der unerlaubten Untertunnelung der Prudential-Versicherung an der High Holborn verklagt. Die Büros waren noch da, lagen ruhig in ihrem viktorianischen Pomp. Ein paar Meter weiter östlich sah er die Kranvorrichtung in der Furnival Street, die wie ein riesiger, zur Seite geklappter Galgen aussah. Weiter durch die City of London zum Fluss. Die Sonne versank hinter dem Baynard House und hob die Silhouette der langen, übereinandergestapelten Betonschichten über der unterirdischen Telefonvermittlung hervor. Eine Gedenktafel wies Belsey darauf hin, dass sich an dieser Stelle früher eine normannische Burg befunden hatte. Er versuchte sich zu erinnern, was Terry über das Gebäude gesagt hatte. Drei Stockwerke abwärts, die Fahrstuhltür öffnete sich, Pappsärge …

Belsey ging an der fensterlosen Betonwand des Baynard Building entlang zur Themse und blickte über die flachen, grauen Wellen zum Südufer. Er versuchte, sich den Verlauf des Tunnels vorzustellen, der unter dem Fluss entlang zur Telefonvermittlung unter Waterloo führte. Er hatte das Gefühl, dass er, falls er den richtigen Eingang fand, Zugang zu allem hätte. Dass man nur einmal hineinkommen müsste, wie es Ferryman gelungen war, und einem dort unten alle Wege offen standen.

Er ging zurück zu seinem Wagen. Sein Handy surrte: eine Nachricht von Jemma … angeblich.

Finde mich.

Im Anhang befand sich ein verschwommenes Foto von ein paar großen, schmalen Silhouetten vor der tief stehenden Sonne. Hochhäuser? Dafür waren sie zu grob und unförmig. Außerdem standen rechts und links davon keine Gebäude. Belsey versuchte, die Perspektive zu justieren. Sie sahen aus wie ein Teil eines Steinkreises. Das Buch, dachte er. Steinkreise in Wiltshire … Was wollte Ferryman damit sagen?

Dann verschwand die Nachricht, weil er einen Anruf bekam: Kirsty Craik.

Er ließ es klingeln. Er folgte dem Verlauf des Tunnels am Fluss entlang nach Westminster. Das Parlamentsgebäude, auch bekannt als Westminister Palace, sah weich wie Kuchen aus. Er stellte sich vor, wie London zerbröckelte und nur noch die Tunnel übrig blieben, wie die Venen in einem anatomischen Modell.



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