Lesereise Island by Susanne Schaber
Autor:Susanne Schaber
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Picus
veröffentlicht: 2013-12-31T16:00:00+00:00
Eine Handvoll Häuser, blaue Mauern, rote und grüne, eine weiß gekalkte Kirche, ein Leuchtturm. Sehr viel mehr ist da nicht. Zehn Menschen leben noch auf Flatey, der einzigen ganzjährig bewohnten Insel im Breiðafjörður. Die Fähre zwischen Brjánslækjar und Stykkishólmur verbindet die Westfjorde mit Snæfellsnes und dem Süden Islands. Drei Stunden dauert die Fahrt durch den Fjord, vorbei an einer Vielzahl verlassener Inseln. Sie wird zur Reise durch ferne Kontinente. Grüngraue Flecken treiben im Blau, dazwischen ein paar weiße Kleckse, die Gischt und die Möwen, Sonnenstrahlen, die sich im Wasser brechen. Impressionistische Bilder, eine meditative Landschaft. Japan scheint nicht weit, oder ist es doch die Südsee?
Schon zur Zeit der Landnahme begann man die gut dreitausend Inselchen des Breiðafjörður zu besiedeln. Die Fischgründe schienen reich, die Zahl der Robben und Seehunde vielversprechend. Der Handel florierte, die Gegend galt als wohlhabend. Bis immer mehr Familien aufs Festland abwanderten und ihre Häuser den Papageientauchern, Ringelrobben und Eiderenten überließen. Allein Flatey, früher Handelsstützpunkt der Hanse-Städte, konnte sich halten. Künstler haben hier Inspiration und Ruhe gefunden, Touristen ihren Sehnsuchtsort, einen Fluchtpunkt weitab vom Getriebe der Welt. Tagsüber kommen die Ausflügler und sitzen auf der Terrasse vor dem Hotel Flatey, doch wenn die letzten Boote abgezogen sind, wird es still. Das Dörfchen ist längst zum Mythos geworden. In einem der Häuser wurde lange Zeit die »Flateyjarbók« aufbewahrt, eine der bekanntesten und kostbarsten Handschriften aus dem Mittelalter: der Stolz der Isländer, ihr nationales Erbe, der Augapfel eines ganzen Volkes.
Wer ehedem ein Buch wie dieses in Auftrag gab, griff tief in die Tasche. Für einen Band wie die »Flateyjarbók« mussten mehr als hundertzehn Kälber oder Rinder ihr Leben lassen. Allein die Präparierung der Häute war ein aufwendiges Unterfangen. Zweihundertfünfundzwanzig Pergamentblätter umfasst das Werk, und damit doppelt so viele Seiten. Das Format so groß, dass von jeder Haut nur zwei Bögen gewonnen werden konnten. Das alles hat seinen Preis. Jón Hákonarson aus Víðidalstunga im Vatnsdalur, einem Tal südlich von Blönduós, kann es sich leisten, als Mäzen aufzutreten und sich so den Nachruhm zu sichern. Er stellt zwei Priester an und beauftragt sie, einen Teil der Sagas zusammenzutragen, zu ordnen und gemeinsam mit weiteren Berichten, Anekdoten und Gedichten in einer neuen Ausgabe zu bündeln. Mit Jón þórðarson und später Magnús þorhallsson beschäftigt er zwei kundige, gelehrte Schreiber. Die beiden, so vermutet man, haben gegen Ende des 14. Jahrhunderts an diesem Manuskript gearbeitet. Sie müssen irgendwo im Umfeld eines Klosters tätig gewesen sein, wo sie Zugriff auf eine Bibliothek mit älteren Handschriften gehabt haben. Beide Herren haben Erfahrung: Das Schriftbild ist sicher und gewandt, die Initialen mit Ornamenten versehen.
Als der dänische König Olaf II. 1387 stirbt – ihm, der inzwischen auch über Island herrscht, soll das neue Buch geschenkt werden –, steht die Arbeit still und wird von Magnús erst einige Zeit darauf wieder aufgenommen und vollendet. Ende des 15. Jahrhunderts erhält das Werk noch einen Zusatz. Er verdankt sich dem Lehensherr þorleifur Björnsson, dem Besitzer von Flatey. Womit wir zurück sind auf der Insel, wo das kostbare Buch vererbt wird und damit seinen Namen erhielt: die »Flateyarbók«.
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