Leben der byzantinischen Kaiser (976-1075) by Reinsch Diether Roderich;Psellos Michael;

Leben der byzantinischen Kaiser (976-1075) by Reinsch Diether Roderich;Psellos Michael;

Autor:Reinsch, Diether Roderich;Psellos, Michael;
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter (A)
veröffentlicht: 2014-12-09T00:00:00+00:00


Über die persönlichen Eigenschaften der Kaiserin Zoe

157 Als sie aber alt geworden war, stand es um ihre Verstandeskräfte nicht eben gut. Ich will sie damit nicht als eine Person bezeichnen, die verrückt war oder völlig den Verstand verloren hatte, sondern als eine, die auch nicht die geringste Ahnung von den Angelegenheiten des Staates hatte und dazu noch infolge kaiserlicher Maßlosigkeit verdorben war185. Wenn sie denn überhaupt mit einem charakterlichen Vorzug ausgestattet war, so konnte ihre Urteilskraft nicht einmal diesen ungetrübt bewahren, sondern indem sie ihn in übertriebener Weise an den Tag legte, ließ sie erkennen, dass dieser Vorzug nicht Großzügigkeit, sondern fehlendes Gespür für das richtige Maß war. Positiv an ihr hervorzuheben ist jedoch ihre Verehrung für die Gottheit, denn hier kann ich ihr auch nicht das Übermaß vorwerfen. Sie besaß diese gute Eigenschaft in einem unüberbietbar hohen Maße. Sie hing nämlich ganz und gar an der Gottheit und bezog und nahm alles nur von dort her; dafür hat sie denn auch bereits oben in meiner Darstellung die entsprechende Würdigung erhalten.186 Was aber ihr übriges Verhalten angeht, so war dieses einmal milde und weichherzig, dann jedoch wieder übertrieben hart und streng, beides ohne jeden vernünftigen Grund, und fast im selben Augenblick konnte ihr Verhalten derselben Person gegenüber ins Gegenteil umschlagen. Wenn zum Beispiel jemand, der sie unverhofft vor sich sah, so tat als stürze er wie vom Blitz getroffen zu Boden (das wurde ihr nämlich von vielen vorgespielt), wurde er auf der Stelle mit Beuteln voll Gold beschenkt, wenn er aber zu viele Dankesworte gebrauchte, wurde er wiederum in eiserne Ketten gelegt. Und da sie gesehen hatte, dass ihr Vater187 einen durchaus gnadenlosen Gebrauch von der Blendung gemacht hatte, wurde jemand, kaum hatte er sich auch nur das Geringste zu Schulden kommen lassen, auch schon dieser schlimmen Tortur zugeführt, und wenn der Autokrator nicht seine Genehmigung zur Ausführung verweigert hätte, hätten viele ohne jeden Grund ihre Augen verloren. 158 Sie war die freigebigste unter allen Frauen und verdarb alles dadurch, dass die schöne Eigenschaft bei ihr kein Maß hatte, und sie konnte jemandem Geld hinzählen und zugleich mit der anderen Hand dem Allmächtigen die entsprechende Summe darbringen, welche jener erhielt.188 Wenn jemand ihr begeistert die Großtaten ihrer Familie vorerzählte, vor allem, was ihr Onkel Basileios alles vollbracht hatte, freute sie sich und fühlte sich sogleich innerlich erhoben.

Obwohl sie bereits das siebzigste Lebensjahr überschritten hatte, hatte sie keine Falte im Gesicht, sondern blühte wie in jugendlicher Schönheit. Ihre Hände allerdings konnte sie nicht ruhig halten, sondern zitterte stark. Auch war ihr Rücken gebeugt. Auf äußerlichen Putz legte sie nicht den geringsten Wert und trug weder golddurchwirkte Gewänder noch Diademe oder Halsschmuck, aber sie war auch nicht unelegant gekleidet, sondern hüllte sich in leichte Gewänder. 159 Die mit dem Kaiseramt verbundenen Obliegenheiten allerdings teilte sie nicht mit dem Autokrator, sondern wollte von den dazugehörigen Mühen völlig unbehelligt sein, und auch an allem, womit sich Frauen üblicherweise beschäftigen, ich meine Webstuhl, Spindel, Wolle und das Weben, auch daran hatte sie kein Interesse. Eines



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