Knochenerbe by Charlaine Harris

Knochenerbe by Charlaine Harris

Autor:Charlaine Harris [Harris, Charlaine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-06-22T16:00:00+00:00


Kapitel Sieben

Die offizielle Testamentseröffnung rückte mit jedem Tag näher, wahrscheinlich durfte ich bald mit dem Geldausgeben anfangen, ohne Bubba Sewell jeweils um Erlaubnis fragen zu müssen.

Ich will ganz ehrlich sein: Über das Geld freute ich mich nach wie vor unvoreingenommen. Ich hatte viele Krimis gelesen, in denen ein Privatdetektiv seinen Scheck zurückgeschickt hatte, weil ihm sein Kunde unmoralisch vorkam, oder der Job, für den man ihn angeheuert hatte, gegen seinen Ehrenkodex verstieß. So ging es mir nicht. Jane wollte, dass ich ihr Geld bekam. Sie wollte, dass ich es genoss und meinen Spaß damit hatte, und sie wollte, dass ich mich an sie erinnerte … Und ob ich mich an sie erinnerte, ich dachte jeden Tag an Jane, jawohl, Sir! Ich hatte außerdem ganz fest vor, das Geld zu genießen und meinen Spaß damit zu haben. Bis es soweit war, musste ich allerdings noch ein Problem lösen.

Bubba schien ja irgendetwas zu wissen oder doch zumindest zu ahnen. Was, wenn ich ihn als Rechtsanwalt anheuerte und ihn fragte, was ich tun sollte? Zwischen Rechtsanwalt und Mandant bestand ein Vertrauensverhältnis – würde das dafür sorgen, dass er den Mund hielt, wenn ich ihm den Schädelfund gestand und auch, dass ich das Corpus Delicti gleich wieder versteckt hatte? Oder war Bubba als Jurist verpflichtet, meinen kleinen Fauxpas zu melden? Auf all diese Fragen wusste bestimmt der eine oder andere Krimi, den ich im Laufe meines Lebens gelesen hatte, die Antwort, aber das brachte mich in diesem Moment auch nicht weiter, vermischten sich doch all die vielen Geschichten in meinem Kopf gerade zu einem einzigen Brei. Höchstwahrscheinlich waren die Gesetze in dieser Frage sowieso von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden.

Aubrey durfte ich mein Dilemma aber gestehen, oder? War er verpflichtet, damit zur Polizei zu gehen? Durfte ich praktische Ratschläge von ihm erwarten? Wie sein moralischer Rat ausfallen würde, meinte ich zu ahnen: Der Schädel gehörte aufs Polizeirevier, gleich heute noch, Punktum. Ich trug zur Verschleierung des Todes eines Menschen bei, der seit mindestens drei Jahren nicht mehr lebte und vermisst wurde. Irgendwo gab es jemanden, der erfahren musste, dass diese Person tot war. Was, wenn es sich um Macon Turners Sohn handelte? Macon wusste schon so lange nicht, wo dieser sich befand, er hatte nach seinem Sohn gesucht und wollte natürlich unbedingt wissen, was aus ihm geworden war. Wenn es auch nur eine winzige Möglichkeit gab, dass die Briefe des Sohnes an Macon gefälscht waren, dann wäre es unmenschlich, Macon das Wissen um den Schädel vorzuenthalten.

Es sei denn, Macon war für das Loch darin verantwortlich.

Carey Osland hatte all die Jahre geglaubt, ihr Mann hätte sie einfach Knall auf Fall verlassen. Wenn jemand ihn gewaltsam daran gehindert hatte, mit diesen Windeln nach Hause zurückzukehren, dann sollte sie das erfahren.

Es sei denn, Carey selbst hatte ihn daran gehindert.

Marcia und Torrance Rideout mussten erfahren, dass sich ihr Mieter nicht freiwillig vor seinen Mietzahlungen gedrückt hatte, als er von einem auf den anderen Tag verschwand.

Es sei denn, sie selbst hatten den Mietvertrag gekündigt …

Ich sprang auf und machte mich auf die Suche nach etwas Essbarem.



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