killer country: thriller (German Edition) by Nicol Mike

killer country: thriller (German Edition) by Nicol Mike

Autor:Nicol, Mike [Nicol, Mike]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-11-18T23:00:00+00:00


36

Richter Telman Visser saß in seinem Büro und blickte über die Company Gardens zum Parlament hinüber. Die Stadt war wolkenverhangen, auch der Berg, und der Wind fegte heulend um die Häuser. Selbst nach dreißig Jahren Kapstadt ging ihm dieser Wind noch immer auf die Nerven. Bereits den ganzen Tag.

Auf dem Bildschirm seines Laptops eine E-Mail von Sheemina February. Ein kurzer, höflicher Einzeiler, in dem sie sich für seine Unterschrift und sein Verständnis hinsichtlich der frühzeitigen Entlassung bedankte. Eine E-Mail, die eine Stunde zuvor, um siebzehn Uhr fünfzehn, abgeschickt worden war.

Nicht viele Anwälte waren so höflich. Er kannte sonst keinen.

Den ganzen Tag lang hatte er weitere Geschichten über sie in Erfahrung gebracht. Fesselnde Geschichten.

Die Frage war, was sie mit Obed Chocho wollte. Oder Obed Chocho mit ihr.

Ihre E-Mail lenkte Telman Visser jedoch nur vorübergehend ab. Die Tatsache, dass er noch immer nichts von Mace Bishop gehört hatte, belastete ihn. Er musste endlich die Fahrt auf die Farm für das kommende Wochenende festzurren. Die Ungewissheit quälte ihn mehr als der Wind. Nervös klopfte er mit dem Handy auf die Armlehne seines Rollstuhls. Es wäre falsch, den Mann schon wieder anzurufen. Taktisch falsch. Geradezu besessen. So ein Anruf könnte Bishop davon überzeugen, dass er es mit einem Neurotiker zu tun hatte, was ihm das Ganze vielleicht verleiden würde. Richter Visser hatte nicht vor, einen anderen Sicherheitsberater zu suchen. Das würde ihn zu viele Nerven kosten. Bishop war ihm empfohlen worden. Bishop war sein Mann.

»Reiß dich zusammen, Telman«, sagte er laut. »Warte noch fünfzehn oder sechzehn Stunden.«

Anwälte waren Warten gewohnt. Er konnte auch warten, aber leicht fiel es ihm nicht. Er musste sich ablenken. Also klickte er sich durch seine Kontaktliste auf dem Handy, bis er zum Namen seines Personal Trainers kam.

»Ich weiß, dass es spät ist«, erklärte er, als der junge Mann abhob. »Aber könnten Sie mich noch um … Sagen wir um neunzehn Uhr einschieben? Für eine schnelle Session?«

Der junge Mann sagte, klar, aber der Richter hörte das Zögern in seiner Stimme. Er musste offenbar ein wenig erwärmt werden.

»Das ist sehr nett von Ihnen. Ach, und wie wäre es danach mit einem gemeinsamen Abendessen? Auf meine Rechnung natürlich.«

Das änderte den Ton des jungen Mannes.

Wenigstens wurde er so abgelenkt, dachte Telman Visser. Vielleicht würde es sogar ein vergnüglicher Abend werden. Mit einem schmallippigen Lächeln löschte er Sheemina Februarys Mail und klappte den Laptop zu. Was er jetzt brauchte, war ein frisches Gesicht.



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