Kalte Revanche by McClure James

Kalte Revanche by McClure James

Autor:McClure, James [McClure, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


11

«Und was ist mit diesem Kerlchen?» fragte ein großer weißer Mann in einem weißen Kittel, der am nächsten Morgen an Ramjut Pillays Pritsche in der überfüllten Aufnahmestation der Heilanstalt an der Garrison Road stehenblieb. «Hm, Peerswammy Lal, stimmt’s?»

«Richtig, Herr Doktor», sagte der zuständige indische Krankenpfleger, auf dessen Namensschild N.J. Chatterjee stand. «Er hat die ganze letzte Nacht unter seinem Bett verbracht.»

«Es kam mir dort viel sicherer vor», sagte Ramjut Pillay und warf ängstliche Blicke auf die anderen Patienten ringsum.

«Natürlich, klar. Die Leute sind hinter dir her, nicht wahr?»

«O nein! Ich bin völlig unbekannt und absolut unschuldig, Herr Doktor!» Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. «Meine Ängste standen ausschließlich mit den Personen in Zusammenhang, die mit mir geschlafen haben.»

«Sexuelle Phantasien, ja?»

«So etwas hätte ich nie zu denken gewagt, Herr Doktor!»

«Hm, mir geht allmählich auf, was dich hierhergebracht haben könnte.» Der Doktor machte sich ein paar Notizen. «Ja, ja, wir haben uns im Bahnhof ein wenig danebenbenommen.»

«Sie auch?» fragte Ramjut Pillay äußerst überrascht.

Der Arzt lächelte gütig. «Nein, du hast mich falsch verstanden», erklärte er. «Wenn ich ‹wir› sage, meine ich eigentlich ‹du›.»

«Aber wenn —»

«Streite nicht mit dem Doktor», sagte Pfleger Chatterjee und drückte ihn wieder auf ein unangenehm hartes Kissen zurück. «Er ist dazu da, uns zu helfen.»

Uns?

An einem solchen Ort kann man wahrhaftig verrückt werden, dachte Ramjut Pillay.

Kramer wachte auf, wälzte sich herum, starrte an die Zimmerdecke und sah, daß es sich weder um die von Tess Muldoon noch um die der Witwe Fourie handelte. Darüber war er froh. Manchmal, wenn er allein ausging und sich vollaufen ließ, was selten vorkam, tat er am Ende genau das Gegenteil von dem, was er sich in nüchternem Zustand vorgenommen hatte. Doch siehe da, er war allein in seinem eigenen kleinen Zimmer, und es stand ihm frei, ein wenig nachzudenken, ohne daß jemand irgendwelchen Wirbel machte beziehungsweise seinen Körper mit der Objektivität einer Ballettänzerin betrachtete.

Er legte die Hände hinter den Kopf und starrte weiter an die Decke. Er stellte sich die müßige Frage, ob Mickey inzwischen eine Decke in seinem Schlafzimmer hatte, nachdem er vor kurzem von Kwela Village, wo er jahrelang mit seiner Familie in zwei Räumen mit Fußböden aus gestampftem Lehm gehaust hatte, in die neue Bantusiedlung in Hamilton, acht Meilen vor der Stadt, umgezogen war. Dann fiel ihm die durchhängende, stockfleckige erste Zimmerdecke seines Lebens in dem baufälligen Farmhaus im Freistaat ein, wo er geboren war. Geboren am Tag vor Weihnachten, weil sein Vater als Kirchenältester so schockiert war über die Folgen, die eine voraussichtliche Geburt am 25. Dezember haben würde, daß er bei seiner Frau vorzeitig die Wehen einleitete, indem er sie am Abend vorher in einem Eselskarren durchschütteln und ihr dann noch von einem Medizinmann ein widerliches Gebräu einflößen ließ. Diese brutale Methode hatte gewirkt, obwohl der Alte, wie er seinen Kumpanen immer wieder vorgeleiert hatte, den Preis dafür hatte zahlen müssen, indem er so an ein und demselben Tag Vater und Witwer zugleich wurde. Sein zuhörender Junge hingegen hatte den Gedanken nicht loswerden können, daß er dadurch auch zum.



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